Donnerstag, 18. September 2008

Das Rad der Zeit

Es ist zum schreien. Wirklich. Da freut man sich gerade erst noch auf den letzten Wettkampf im Jahr, der im sonnigen Tessin stattfinden soll - und dann ist es Mitte September, die Oktober kommt näher und es wird morgens bereits, nun ja, frisch. Um es in einer zeitgenössischen Sprache auszudrücken: Eh, was geht?
Ich frage mich, ob es eine Alterserscheinung ist - die Tage fliegen nur so dahin. Da war doch gerade erst noch Uster, jeder unglaublich frustrierende Wettkampf, bei dem ich mich so richtig mies fühlte, obwohl es im Nachhinein heuer das einzige Rennen war, bei dem sich die Sone blicken liess...
Aber von vorne. Der Ironman hatte mich reichlich geplättet, ganze dreieinhalb Wochen lag ich danach mehr oder weniger im Bett. Dass danach meine Topform wieder etwas dahin war - keine Frage. Aber ach, wie gerne hätte ich in Uster noch einmal die Puppen tanzen gelassen.
Das Schwimmen lief mir gut, da stimmte die Leistung - auch, dass ich mich ohne Panikattacke beim Start prügeln konnte, motivierte mich mächtig. Aber auf dem Rad sah es eher unnett aus - die Beine brannten, wurden müde, und das Laufen war auch nicht gerade toll. Aber: über all dies kommt man hinweg. Kann's ja mal geben - als Triathlet jammert man nach einem solchen Rennen natürlich herum, aber unter dem Strich ist es immer halb so wild. Und ausserdem ab es da ja noch Locarno...

Es ist ein seltsamer Anblick, wenn man nach dem Schwimmen in die Wechselzone rennt, dort nicht etwa eine schöne Wiese (Tessin!), sondern immer noch den See vorfindet und einige Schuhe auf dieser braunen Suppe dümpeln sieht. Das war nämlich heuer der Triathlon in Locarno. Da Schlammpackungen ja angeblich gut für die Haut sind, könnte man das ganze irgendwie als Hardcore-Wellness bezeichnen, aber mal ehrlich: niemand fährt ins Tessin, um dort bei Regen und Wind einen Wettkampf zu machen. Das passt einfach nicht. Im September, wenn es nördlich der Alpen schon wieder etwas kühler wird, möchte man in Locarno nochmals 25°C haben und nach dem Rennen ein wenig in der Sonne liegen, um alles ausklingen zu lassen.
Das war dieses Jahr nicht drin - es regnete die ganze Woche vor dem Renne, und am Morgen, kurz vor dem Start, stand der Lago Maggiore wie gesagt bereits in der Wechselzone. Das Schwimmen fand dann zwar Ordnungsgemäss statt, aber neue Bestzeiten konnte wohl keiner vorweisen - bei ordentlichem Wellengang und teils gegen den Wind kam es mehr einem Rugby-Spiel gleich. Das Rad wurde von allem, ausnahmslos, mit bis zu den Waden verdreckten Beinen in Angriff genommen. Und auch von allen nach insgesamt 33km beendet.
Nach ca. 16 Kilometern auf der Strasse nach Prato Sornico stand die Polizei und schickte uns zurück - die Strasse war überschwemmt, das Laufen am Ende fand gar nicht erst statt.

Die Saison ist nun definitiv vorbei, und ich geniesse meine Erholungszeit. Ab November wird dann wieder voll trainiert - ich starte mit einer Kampfansage in die Off-Season: beim nächsten Ironman heisst es bei mir "Out-Of-Water" unter fünfzig Minuten! Oder auf Deutsch: nächstes Jahr wird besser!

Ich wünsche euch allen eine gute Zwischensaison mit möglichst viel Sonne! Es grüsst euch herzlichst,

Fabian