Donnerstag, 17. November 2011

Hot 'n' Cold...

Wusstet ihr eigentlich, dass über 90% der schweizer Bevölkerung auf die Frage, wie sie sich auf einer Skala von 1 bis 10 gerade fühlen, mit "fünf" antworten? Denkt einmal kurz darüber nach, was das denn eigentlich heisst. Eins, das steht für "mir geht's hundsmiserabel, die Welt ist ein Ort, an dem die Sonne nie scheint und zudem noch gegen mich". Zehn ist im Gegensatz dazu "mir geht's super, ich liebe das Leben und alles, was es so zu bieten hat".
Logischerweise würde fünf also bedeuten - Durchschnitt. Naja. Es geht so. Könnte besser sein...
Wenn man sich das einmal überlegt heisst das ja, dass er dem allergrössten Teil der Leute besser gehen könnte, oder nicht?
Um Fehlschlüssen vorzubeugen: ich bin kein dauerhaft gut gelaunter Strahlemann den nichts umhauen kann und der jeden Tag damit beginnt, erst einmal all seine Stofftiere und dann den Rest der Welt zu umarmen. Dass wir nicht immer in Herzepinkystimmung sind ist klar - doch ist ein dauerhaftes "es könnte besser sein" nicht grässlich?
Ich stelle mir diese Fragen aus diversen Gründen. Zum einen ist es November, es wird langsam kalt draussen, kurze Hosen (und Röcke) und Tanktops weichen dicken Pullovern in meist eher tristen Farben und lächelnde Gesichter werden auf der Strasse zu Mangelware. Nichts neues an sich - "das ist halt so".
Was mir gestern Morgen allerdings so richtig zu denken gab und was mich auch zu diesen Zeilen veranlasst war eines dieser Schundhefte, die sich stolz als "Zeitung" betiteln und die es an jedem Bahnhof gratis mitzunehmen gibt. In diesem Falle hiess das Pamphlet "20minuten Friday" und war, wie man schon dem Titel entnehmen konnte, einige Tage alt.
"Glamour-Magazin", hiess es da. "Unser Model in New York", schrie mir die Titelseite entgegen. Und so weiter... mir wurden da sen-sa-tio-nelle Insights in das "Leben der Prominenten" versprochen, die absolut aktuellsten News zu Typen wie Justin Bieber oder die 16-jährige Sereina aus Brütten... nun, um es kurz zu machen: auf Seite drei angelangt fühlte ich mich ebenfalls etwas medioker und hätte die Gretchenfrage sofort mit einem "es könnte besser gehen" beantwortet.
Warum dies?
Nun - einmal ganz abgesehen von einem Sturm von Informationen in Form von Farbfotos, die irgendwelche sogenannte Promis zeigten und deren Unterschriften fantasievoll mit "Skandal!" oder "er betrügt sie/sie betrügt ihn/er betrügt es" begannen (und deren Inhalte anschliessend so formuliert waren dass sie auch ein imbeziler Frühkiffer aus Spreitenbach noch verstanden hätte) fand ich da ein Textfeld, dessen Inhalt ich gerne mit euch teilen möchte. Und zwar das "In & Out" der Woche. Passt auf, hier kommt es:
Per vergangenem Freitag ist also "In", Gelb mit Schwarz zu kombinieren, "X-Factor"-Partys zu veranstalten und sich auf "Breaking Dawn" zu freuen.
"Out" ist es hingegen, sich einen schwulen besten Freund zu suchen, die zu frühe Weihnachtsbedröhnung in den Läden und Justin Bieber's angebliche Baby-Mama.
Schlagartig wurde mir bewusst, dass ich absolut Out, uncool und vermutlich mit meinen 25 Jahren bereits altes Eisen bin. Denn: Gelb und Schwarz? Nun, Biene Maja und die Tigerente sollten Bestandteil einer jeden gesunden Kindheit sein - brauchen wir ein Schundheft, um das zu wissen? Dann "X-Factor" - was ist das? Da ich in einer Fernsehlosen Welt glücklich lebe musste ich das erst einmal Googlen, mit dem Effekt, auf einmal für meine Unwissenheit dankbar zu sein. Und "Breaking Dawn"? Dass das ein Buch über katholische, keusche Vampire ist (an dieser Stelle: BITTE?) weiss ich noch - das ist aber bereits längst veröffentlicht, oder sehe ich das falsch? Wieder Google, und siehe da: die Rede ist wohl vom gleichnamigen Spielfilm. Können die Leute denn heute nicht mehr lesen? (Diese Frage konnte ich mir an Ort und Stelle bei einem weiteren Blick auf den Rest der Seite selbst beantworten - offenbar nicht).
Beim "Out" war ich ebenfalls reichlich überfordert: einen schwulen besten Freund zu haben? Der einzige Reim, den ich mir auf diese Zeile machen kann ist der, dass das wohl für junge, hippe Frauen gemeint ist - oder eben nicht mehr hip, seit letztem Freitag. Zu frühe Weihnachtsbedröhnung? Dass mir Nikoläuse im August gehörig gehen den Strich gehen weiss ich bereits seit einigen Jahren - hier stellt sich die gleiche Frage wie vorhin: brauchen einige Leute tatsächlich ein Klatschheft, um dies zu merken? (Ich stelle mir das in etwa so vor, neulich in der Platte: "Schatz, stell' dir vor, die ham angefangen mit der Weihnachtsdeko bei Aldi!" - "Sonst noch was? Das ist voll out, ey - steht im 20min Friday!")
Und schliesslich: wer ist eigentlich Justin Bieber? (Google weiss es ebenfalls, doch ich überlasse es euch, diese wertvollen Infos zu sammeln...)
Möglicherweise ist es genau dieser Fluss von unnötigen Informationen, der das Novemberloch noch tiefer schaufelt. Wir schlagen diese Magazine, Zeitungen und Heftchen auf und es wird uns präsentiert, was wir zu denken, gut zu finden und anzustreben haben. Wem verdirbt das nicht die Stimmung?
Nun - am Nachmittag lichtete sich gestern auch im Thurgauer Grenzland der Nebel, die Sonne zeigte, dass sie es noch immer drauf hatte und ich schwang mich ziemlich enthusiastisch auf mein Bike. Etwas mehr als eine Stunde später kam ich nicht mehr ganz so sauber als zuvor wieder nach Hause und mir wurde deutlich, dass der Weg zum persönlichen Glücklichsein auf keinen Fall auf Hochglanzpapier gedruckt sein kann.
Ich brauche kein hochaufgelöstes Photo von irgendeiner Promi-Schnepfe um mir wehmütig ein anderes Leben in Miami zu wünschen um dem November zu entkommen. Es reicht mir, wenn ich über einen im Sonnenlicht dampfenden Trail brettern, dabei um Haaresbreite eine schlüpfrige Wurzel überspringen und am Ende zitternd und mit einem dümmlichen grinsen im Gesicht zum Stehen kommen kann. Die Zeit steht still, doch dieser kleine Moment ist eingefangen und wird mich auch noch drei Wochen später zum lächeln bringen, wenn ich daran zurückdenke. Und das absolut beste an der Sache: wenn ich die Zeit dafür habe, spricht nichts dagegen, gleich nochmals auf den Berg zu radeln und den Stunt zu wiederholen!

Wir lieben unseren Sport und haben in unserem Team das grosse Privileg, ihn mit Menschen zu teilen, die unsere Leidenschaft nicht nur verstehen, sondern sogar nachvollziehen können, da sie selbst ein Teil davon sind.
Fragt euch doch morgen früh einmal, wie es euch geht. Antwortet ihr euch selbst mit: "es könnte besser gehen", lasst nicht den Kopf hängen, sondern: tut etwas. Die Äusserung alleine birgt es ja schon in sich: es KÖNNTE besser gehen. Also lassen wir es uns besser gehen - durch unseren Sport oder durch andere schöne Dinge, die es trotz November vor der Tür noch immer zuhauf gibt.
Und wenn alles nichts hilft - in jedem Zug oder Tram findet ihr früher oder später eine Gratiszeitung. Einfach sammeln, zerknüllen, in die nächste Feuerstelle legen, Holz und Brandbeschleuniger darüber (das ist zumindest meine Variante) - und schon spricht nichts mehr gegen ein Winter-Barbecue. Denn auch das ist nett.

...zum Schluss möchte ich noch mein persönliches, nicht 100% ernst gemeintes "In & Out" der Woche mit euch teilen:

In:

Mit Blättern verdeckte Schlammlöcher beim Biken
Monster Energy Drink
Andreu Lacondeguy und die Black Media Crew

Out:

29er (sorry, René!)
Frühkiffer aus Spreitenbach
Treibholz auf der Bahn im Hallenbad (auch bekannt als militante Brustschwimmer)

...und wie ist das bei euch so?

Herzlichst,
Fabian

Donnerstag, 3. November 2011

Herbstfreuden

Was tut man(n), wenn man bei einem Wettkampf beinahe den Löffel abgibt und sich im Nachhinein dabei ertappt, dass man das Ganze dennoch echt genossen hat? Richtig: man macht sich einige Gedanken zur nächsten Saison, hält diese irgendwo schriftlich fest - und geniesst dann die Off-Saison in vollen Zügen. Oder, in meinem Falle: so gut es geht.
Dass viele Triathleten ihre liebe Mühe damit haben, ihrem Sport einmal den Rücken zu kehren und sich so richtig zu erholen - ich glaube, darüber habe ich mich hier auch schon ausgelassen. Nun - dieses Problem kenne ich nicht. Ich liebe es, wenn ich einmal keinen Trainingsplan verfolgen, kein Ziel anvisieren, mich NICHT um meine Ernährung kümmern muss.
Nicht, dass ich jedes Jahr im Oktober komplett abstürze, doch sagen wir es so: ein bisschen Leichtsinn kann nicht Schaden. (Dies wussen übrigens schon die Comedian Harmonists - kleines Detail am Rande, und damit wäre auch der Bildungsauftrag erfüllt. Von wegen.)
Doch was, wenn einem in dem Augenblick, in dem man sich wieder bereit fühlt, ein geregeltes Training in Angriff zu nehmen, per zahnärztlichem Dekret und mit einiger Gewalt zwei von vier Weisheitszähnen entfernt werden?
Man findet sich damit ab. Jammert ein bisschen. Geniesst dann blöde grinsend den Rausch, den die Schmerzmittel verursachen. Kann nach dem dritten Tag spätestens keine Suppe mehr sehen. (Diejenigen, welche mich kennen wissen: Essen ist eines meiner Hobbys. Schändlich, mir dies mit Gewalt zu nehmen!) Und man geniesst eine weitere Woche, in der man nicht trainieren kann.
Gleichzeitig haben wir hier in der Schweiz allerdings einen Herbst, der zum Biken einlädt. Der einen durchs bunte Laub rennen wollen lässt. Der mit schönem Nebel am Abend den Speziergang nach Feierabend zum Abenteuer werden lässt.
Nun - bis aufs Biken muss ich auf diese Dinge ja nicht verzichten, nur, weil sich mein Unterkiefer so anfühlt, als wäre er mit der geparkten Faust eines Arnold Schwarzeneggers kollidiert. Es gibt überall schönes - auch wenn uns oft nicht danach ist.
Nächste Woche wird das Training für die Saison 2012 wieder los gehen - und dann wird es Zeit, sich wieder auf den Sport zu konzentrieren. Bis dahin - einen schönen Herbst wünsche ich euch allen!

Herzlichst,
Fabian

Dienstag, 4. Oktober 2011

...was ich noch sagen wollte:

Lange ist es her, seit hier etwas gepostet wurde - dessen bin ich mir bewusst und es war anders geplant. Doch mal ehrlich - in diesem Blog geht es oft und hauptsächlich um Triathlon. Schwimmen, Rad fahren und Laufen. Eine Sportart, die ich liebe und die ich zu meinem Beruf machen durfte, in mehr als einer Hinsicht. Meine Leidenschaft dafür ist ungebrochen, doch - irgendwann wird es relativ mühsam, nahezu im Wochentakt und dann nach Möglichkeit auch noch auf Unterhaltsame Art und Weise über Rennen zu berichten die entweder gut oder nicht so gut liefen.
Ich persönlich habe schon vor einiger Zeit aufgehört, mir Rennberichte anzusehen, sei dies in schriftlicher Form oder als Film. Und wenn es einem, der gerne mitten drin ist schon so geht - nun, ich habe Verständnis für jeden, den das irgendwann einmal ein wenig langweilt.
Trotzdem möchte ich diese Plattform hier weiterhin nutzen, um euch ein wenig von meiner Sicht der Dinge rund um unseren schönen Sport zu berichten.
Es ist nun Oktober, und während ich dies tippe herrschen vor dem Fenster, an dem ich sitze, bereits morgens um zehn angenehme 25 Grad - ich bin in Barcelona, einer Stadt, die niemals zu schlafen scheint und in der das Leben auf eine Art und Weise pulsiert, dass es einen sogar dann mitreisst, wenn man Beine aus Holz zu haben scheint und im Zweistundentakt mit Schwächeanfällen zu kämpfen hat.
Ja, auch meine Saison 2011 hat nun ein Ende gefunden - und was für eine Saison war das. Sie war lang und begann am 15. Mai - und sie war sehr, sehr lehrreich. Die letzte grosse Lektion durfte ich am vergangenen Sonntag einstecken - da stand nämlich mit der Challenge Barcelona eines meiner absoluten Lieblingsrennen auf dem Programm.
Nachdem ich in Copenhagen sprichwörtlich auf die Fresse gefallen war während dem Wettkampf wollte ich hier die zweite Chance nutzen, meine für dieses Jahr gesetzten Ziele zu erreichen. Und es standen alle Ampeln auf Grün. Ich hatte gut trainiert, fühlte mich sowohl körperlich als auch mental sehr fit und freute mich wie ein Schneekönig auf das Rennen. (Auch wenn das ein reichlich dämlicher Ausdruck hierfür ist - immerhin hatten wir an die dreissig Grad Celsius in Aussicht.)
Ich bin nicht gefallen, diesmal - auch hatte ich keinen Platten. Doch was ich lernen durfte war, dass eine Ernährungsstrategie, die in einem Rennen bei etwa 18 Grad Aussentemperatur und Wind gut funktioniert hatte, nicht unbedingt auch bei etwa 15 Grad mehr aufgeht... wenn dann noch starker Wind und eine knallende Sonne hinzukommen, so wird aus einem schnellen Rennen bald einmal ein langsameres, aus einem sowieso schon langen Tag ein sehr langer - und aus Selbstsicherheit ein emotionales Chaos sondergleichen.
Nach dem Schwimmen an der wunderschönen Costa de Maresme (bei Sonnenaufgang, in Kristallklarem Wasser, dieses Mal mit Strömung und daher nicht so schnell wie sonst, aber trotzdem an der Spitze der Verfolgergruppe) fühlte ich mich auf den ersten dreissig Kilometern der Radstrecke auch ganz gut - es passte einfach alles. Doch dann kam der Wind, und ich muss auch hier wieder sagen: das himmlische Kind ist erwachsen geworden. Und hat sich zu einer richtigen Schlampe entwickelt.
Der Tanz mit den Kohlenhydraten ging bereits relativ schnell los, und ich war schon auf dem Rad überrascht, wie wenig es brauchte, damit mir ansatzweise übel wurde - das Gleichgewicht zwischen zu wenig, genug und zu viel war an diesem Tag bei mir dermassen fragil, dass es zu einer echten Rechenaufgabe wurde, wie ich mich ernährte. Doch es klappte - ich konnte meine vorgenommene Leistung (nicht die Endzeit... das sind zwei Paar Schuhe) sauber fahren ohne Einbrüche und kam mit einer Kombination von Gels, Salztabletten, Wasser und Isotonischem Zeugs (ich bin noch immer nicht bereit, diesem Gesöff den Status eines "Getränks" anzuerkennen) gut über die Runden - wenn man unter gut versteht, nicht über den Lenker zu kotzen, keine Krämpfe zu haben und nicht vom Rad zu fallen. Schon der Gedanke an einen Energieriegel löste in mir akuten Brechreiz aus, und auf der letzten Radrunde, wo uns der Wind wie ein tollwütiger Fön ins Gesich hämmerte, definierte ich für mich die Bedeutung des Wortes "Magenprobleme" neu. Und ging so, nach knapp sechs Stunden Rennzeit, mit mehr oder weniger völlig leerem Magen auf eine Laufstrecke von der ich wusste, dass "Hart" nur der Vorname sein würde.
Zwei von vier Runden war es mir möglich, zu laufen - immer langsamer zwar und unfähig, auch nur ansatzweise genug Energie in Form von Gels und ähnlichem zu mir zu nehmen - doch ich lief. Dass ich meine Salztabletten bereits am ersten Verpflegungsposten verloren hatte, machte die Sache nicht gerade einfacher...
Als ich dann zum dritten mal durch den Ofen von Santa Susanna wollte, rannte ich auf einmal sprichwörtlich an die Wand. Ich konnte einfach nicht mehr - schon alleine zu gehen verlangte mir alles ab. Ich war leer, vollkommen dehydriert, jeder einzelne Muskel schien sich zu verkrampfen - mir war schlecht, schwindlig und ich wollte nur noch eins: mich hinlegen und abschalten. Von mir aus auch ganz.
Das Problem ist nur - wenn du seit über zehn Jahren fast jeden Tag mit deinem Körper beschäftigt bist, kennst du ihn recht gut (hoffentlich!) und ich wusste, würde ich anhalten, dann wäre das mein zweites Finish im Spital. Und das wollte ich nicht. Ich sagte mir zwar, dass es so keinen Sinn hatte und entschied mich, das Rennen aufzugeben - so gerne ich den Zieleinlauf auch habe, die Gesundheit geht vor.
Trotzdem bin ich noch immer ein Mensch, der gerne selbst die Verantwortung übernimmt, auch wenn er sich komplett in den Matsch (um es deutlicher zu machen: in die Scheisse) geritten hat. Also sagte ich mir, dass ich diese dritte Runde beenden, mir im Ziel eine Infusion geben lassen und dann das Ganze vergessen würde, um im nächsten Jahr wieder zu kommen.
So weit, so gut - nur hatte ich nun noch einmal die Hölle von Santa Susanna vor mir, wo von den angesagten 28 Grad keine Rede war - 35 trifft es eher. Das war der Punkt, an dem ich zum ersten mal losheulte wie ei kleines Kind - was für ein unendlich ekliges Gefühl, sich so hilflos zu fühlen. Und doch gab es nichts zu tun, ausser einen Fuss vor den Anderen zu setzen, bis der Wendepunkt und somit der nächste Verpflegungsposten da war.
Wohl wissend was mich auf den nächsten Kilometern erwarten würde hielt ich dort an und schüttete gut zwei Liter Cola in mich hinein, plus einen halben Liter Wasser. Dann liess ich mir einen weiteren Liter Wasser in Flaschen geben - und humpelte los. Ich liess mir Zeit - das Rennen war für mich zu Ende, ich war auf dem Heimweg. Und da ich wusste, dass ich wirklich nahe am Kollaps war, trank ich beide Flaschen leer und versuchte, das Beste aus meinem langen Spaziergang an der Küste entlang zu machen.
Und irgendwie war das wohl genau das, was es brauchte - eine kurze Pause, um wieder zu tanken. Denn als ich das nächste Mal an den Hotelburgen in Pineda de Mar vorbeikam, fand ich mich zum einen in guter Stimmung und zum anderen auf einmal gar nicht mehr so kaputt. Der nächste Verpflegungsposten kam und mit ihm abermals ein guter Liter Cola, ein weiterer Liter Wasser... und auf einmal rannte Fabian wieder. Nicht schnell - normalerweise bin ich bei einem regenerativen Lauf auf nüchternen Magen am Sonntag Morgen schneller und dynamischer unterwegs, aber immerhin. Und als dann der letzte Wendepunkt auf mich zukam... nun, da fühlte ich mich bereits wieder gut genug um mir zu sagen: ich finishe. Nicht um jeden Preis - doch ich fühlte, dass ich es tun könnte. Und da war er wieder - der Speed. Alleine die Aussicht auf ein Finish beflügelte mich mehr, als es alle eingeübten Motivationsfloskeln jemals konnten. Als ich dann auch noch zu meiner Athletin Marie-Louise aufschloss, die mich etwa acht Kilometer zuvor überholt hatte und sie mir sagte, dass sie Urs, einen weiteren meiner Schützlinge, mit einem Verband am Arm am Strand stehen gesehen hatte, da wusste ich: ich habe mehr als nur einen Grund, dieses Rennen zu beenden. Der Wind und die Sorge um Urs wehten mich nach Santa Susanna, das Wissen darum, dass es nur noch fünf Kilometer bis ins Ziel sein würden trug mich zurück - und dann war sie da. Die Finishline. Als ich die 42-Kilometer-Marke passierte nahm ich das Tempo zurück und begann, mit den Leuten am Rand abzuklatschen - jedes einzelne High-Five kam von Herzen.
Nach 10:19 Stunden stand ich auf der Zielgeraden und es gab nur noch eines zu tun: ich drehte mich um und verneigte mich tief vor dieser Strecke, vor dem ganzen Rennen und vor jedem einzelnen Athleten, der an diesem Tag hier unterwegs war. Und dann... war ich zuhause.

Das emotionale Chaos wird sich irgendwann legen und auch der Körper erholt sich irgendwann wieder. Was bleibt sind Erinnerungen, die ich mit mir tragen und die mir helfen werden, wenn ich im nächsten Jahr wieder komme - denn das werde ich!

Sabrina, Jenny, Emilie, Florian und Ivo: bei euch möchte ich mich von ganzem Herzen für euren Support während diesen langen, harten Stunden bedanken. Auch wenn ich mit Scheuklappen über die Radstrecke bretterte - alleine das Wissen, dass ihr da wart, gab mir Kraft. Hätte ich nicht gewusst, dass ihr im Ziel auf mich wartet - ich wäre nicht dort angekommen.

Urs: Es tut mir unendlich leid, dass deine zweite Langdistanz durch einen Sturz vorzeitig beendet wurde. Du hast lange und sehr hart dafür gearbeitet und die Sorge um dich verleihte mir auf den letzten Kilometern Flügel - gleichzeitig bin ich froh, dass du mit einem blauen Auge davon gekommen bist und freue mich bereits auf das nächste Jahr.

Roland: Dir gratuliere ich herzlich zu deinem ersten Finish einer Langdistanz - du bist in mehr als einer Hinsicht über dich selbst hinaus gewachsen und ich freue mich auf die Wege, die wir noch gemeinsam beschreiten werden.

Marie-Louise: You are by far the coolest, craziest Scottish Yak I know and I am very thankful to have a friend like you in my life. You inspire me in everything I do and your energy, your joy of life and your spirit are unique. Congratulations for finishing your second long distance race in Barcelona!

Olivier: für die Vorbereitung und den Support danke ich dir von ganzem Herzen. Du bist mein grosses Vorbild und der beste Coach und Freund, den man sich wünschen kann - ich freue mich auf alles, was noch auf uns zu kommt.

Reto: ich durfte dieses Jahr einmal mehr sehr viel von dir lernen und freue mich auf unsere gemeinsame Arbeit in der nächsten Saison! Mit Leuten wie dir und dem restlichen OBC-Team arbeiten zu dürfen, ist ein wahres Geschenk!

Und natürlich bedanke ich mich bei meiner Familie, die mir hier unten sehr gefehlt hat und bei all meinen Freunden, die an mich gedacht und mich unterstützt haben. Euch hier einzeln aufzuzählen würde diesen Blog zum Roman machen, doch die, die ich meine, wissen dies. Ich freue mich auf das nächste Jahr.

Herzlichst,
Fabian

Donnerstag, 4. August 2011

Ein offenes Wort

Es geht nun nicht mehr lange, bis es endlich, endlich so weit ist: am 14. August wird die Challenge Copenhagen in Dänemark stattfinden. Und ich werde dabei sein ;-)
Nach langen Monaten der Vorbereitung, der Wettkämpfe und natürlich auch immer wieder mal der Selbstzweifel sind es nun nur noch wenige Tage, bevor die grosse Reise los geht. Also wäre es an der Zeit, sich einige Gedanken zum Rennen zu machen, über Ziele zu sinnieren - und sich Ausreden bereit zu legen, falls es dann doch nicht klappt. So enden zumindest die meisten dieser Blog-Einträge. Das fehlte mir, dies tat weh, ich hatte mir diesen Muskel gezerrt, jenes Band angerissen...
Ich denke, all dies ist ziemlich egal. Derzeit nerve ich mich über eine Angina, die ich mir in den letzten Wochen zugezogen habe. Doch da ich auf dem Weg der Besserung bin und mich nicht gerne einschränken lasse von solchen Dingen, führe ich mir in diesen Momenten gerne etwas vor Augen, was man oft vergisst: Das Rennen ist in neun Tagen. An meiner Form kann ich nun nichts mehr verbessern - ich kann sie mir nur noch ruinieren, in dem ich zum Beispiel NICHT auf meinen Körper höre, mich NICHT ausruhe und diese kleine Krankheit NICHT ganz auskuriere. Das Resultat wäre, dass ich monatelange Arbeit wissentlich gefährde und mir gleichzeitig schon einmal im voraus den Rücken sichere, falls ich in Copenhagen meine Ziele nicht erreiche.
Eric Franklin sagt es sehr schön: indem wir einer Möglichkeit ihre Existenz zugestehen, machen wir den ersten Schritt dahin, dass wir sie Realität werden lassen.
Da steckt viel Wahrheit drin - und ausserdem wird dieser schöne Satz sehr gerne missverstanden. Denn das heisst nicht, dass sowieso alles schlecht wird - sondern eher das Gegenteil.
Also habe ich mich entschieden, dass es nur eine einzige Möglichkeit gibt - ich bin am Stichtag nicht nur gesund, sondern in Topform. Das Wetter wird genau richtig sein für das Rennen, und ich werde alles geben, was ich habe. Etwas anderes steht gar nicht zur Debatte.
An dieser Stelle möchte ich all denen, die mich in den letzten Tagen unterstützt und immer mal wieder aufgeheitert haben, von Herzen danken - es ist schön, Menschen wie euch um mich herum zu haben, die mir helfen, meine normalerweise doch eher positive Einstellung den Dingen gegenüber auch zu behalten.
Die anderen gab es leider auch - diejenigen, die meinten, nun wäre aber alles für die Katz, die ganze Vorbereitung, und wenn du Chemie zu dir nimmst hast du eh keine Chance dass du dich rechtzeitig erholst... Nun, ihr, auf die dies zutrifft, ihr wisst was ihr alle mal könnt. Abgerechnet wird im Ziel - und dort werde ich ankommen!

Herzlichst,
Fabian

Montag, 27. Juni 2011

German down...

Wir alle wissen, dass wir nicht jedes Mal, wenn wir etwas tun, unsere Ziele erreichen. Und ich gehe jede Wette ein, dass wir alle das schon mal einer völlig frustrierten Person mit einer altväterlichen, ruhigen Stimme erklärt haben, nicht selten vielleicht auch über den mit diversen Flüssigkeiten vollgesogenen Tisch in einem Pub und unterstützt von dem einen oder anderen Bier. Nur - wenn es uns selbst einmal so geht, steht die Welt auf einmal Kopf und wir sind am Boden zerstört, hadern mit dem Schicksal... Aber eins nach dem Anderen.

Der Triathlon in Erbach am vergangenen Sonntag sollte mein drittes Rennen in der Deutschen Liga werden, und da ich als "auswärtige Unterstützung" für den TSV Calw an dem Rennen teilnehmen durfte, war mir natürlich viel daran gelegen, meine neuen Teamkameraden nicht zu enttäuschen und mein absolut Bestes zu geben.
Das Wetter präsentierte sich von seiner Besten Seite, das Material war in gutem Zustand, ich fühlte mich auch ganz in Ordnung und war nach dem doch eher als mühsam zu bezeichnenden Rennverlauf von Zug am letzten Wochenende ganz motiviert, es dieses Mal wieder so richtig krachen zu lassen.

Wenn ich bei Rennen hier in der Schweiz die Schwimmstrecke meistens auf die eine oder andere Art alleine hinter mich brachte, so war ich in Erbach schon gleich nach dem Startschuss mitten im Gewühl. 1,5 Kilometer lang wurde gekeult, geprügelt, getrickst und gespielt, dass es eine Freude war. Nichts mit losschwimmen und Rhythmus suchen, wie wir das von den längeren Rennen her kennen - Startschuss, ab in den Roten Bereich, und dort bleibst du für den Rest des Rennens. Sensationell - diese Form von Wettkampf passt mir irgendwie sehr gut.

Gleich hinter einer Gruppe von etwa sechs Athleten kam ich an der Spitze einer Verfolgergruppe aus dem Wasser und konnte so, da Windschatten fahren in der Liga ja erlaubt ist, gleich in der ersten grossen gruppe mitbolzen. Das war toll - um micht herum Athleten, für die auch zum Teil ein Worldcup nichts neues ist, und ich als Diesel mittendrin. Für gute 25 Kilometer ging das auch sehr gut - ich konnte die kleinen Attacken kontern und dran bleiben. Bis wir dann an die einzig nennenswerte Steigung der ganzen Strecke kamen. Dort wurde einmal mehr angegriffen, und zwar brutal - und während ich mit aller Macht in die Pedale trat, versuchte ich leider zu schalten. Was damit endete, dass sich meine Kette auf einmal am Tretlager befand...
Ich brauchte nicht lange, um sie wieder auf der Scheibe zu haben, doch während diesen wenigen, von Kraftausdrücken geprägten Sekunden fuhren an die zwanzig Athleten an mir vorbei. Die Gruppe noch immer in Sichtweite, glaubte ich mich natürlich in der Lage, diese nochmals einzuholen... und leider muss ich sagen, dass ich diesen Versuch teuer bezahlte. Während etwa einem Kilometer butterte ich in die Streben was ich nur konnte, hatte das Gefühl, meine Beine würden jeden Moment explodieren - nur, um die Gruppe immer weiter weg fahren zu sehen.
Völlig in den Seilen dümpelte ich durch das schöne Baden-Württemberg, bis dann die nächste Gruppe zu mir aufschloss, in ihr auch Teamkollege Andreas Schröder. Der Versuch, mit diesen Leuten nun mitzuhalten, wurde einmal mehr damit belohnt, dass ich meine Zähne einen nach dem anderen aus dem Lenker ziehen durfte - der Versuch, meine erste Gruppe wieder einzuholen, hatte mich zu viel Energie gekostet, die Beine waren leer. Erst mit der dritten Gruppe konnte ich dann wieder mitziehen - und auch da nur noch hinten mitrollen.

Das Laufen wurde dann nicht wirklich zu einer reinen Freude - die ersten Kilometer brauchte ich erst einmal, um mich einigermassen zu erholen. Nach etwa vier Kilometern konnte ich dann zwar wieder einigermassen schnell laufen, doch meine ursprüngliche Absicht, nämlich die zehn Kilometer in 35 Minuten oder so zu laufen, liess sich nicht mehr realisieren. Ich konnte den einen oder anderen Platz wieder gut machen - trotzdem lief ich am Ende gute zehn Minuten hinter der Spitze ins Ziel.
Fazit - es war lehrreich, und vor dem nächsten Ligarennen am Schluchsee wird vor allem einmal das Schalten nochmals geübt. Alles andere lässt sich nur mit einem "Wenn" oder "Falls" beginnen - und das lasse ich lieber, denn es war, wie es war.
Alles in allem finde ich grossen Gefallen an diesen kurzen, aber knüppelharten Rennen und freue mich darauf, am Schluchsee wieder alles zu geben was ich habe.

Ich wünsche euch allen eine gute Woche!
Herzlichst,

Fabian

Sonntag, 19. Juni 2011

Swiss up!

Dieses Jahr habe ich mir reichlich Zeit gelassen damit, die Triathlonsaison in der Schweiz zu starten. Von Mitte Mai bis Anfang Juni fuhr ich zwar bereits vier Rennen, doch die fanden quer über ganz Europa verteilt statt - zweimal war ich mit dem TSV Calw in der Deutschen Liga unterwegs. Das waren beide Male kurze, heftige Sprintrennen mit einem hohen Spass- und einem noch viel höheren Trainingsfaktor - als Diesel aus Überzeugung (oder besser - Langdistanz-Athlet) sind diese hohen Tempi nicht wirklich ein Gebiet, auf dem ich mich als Spezialisten bezeichnen würde.

Das dritte Rennen fand dann in Barcelona statt - dort startete ich über die halbe Ironman-Distanz, was mir sehr gut gefiel. Das vierte Rennen dann war in Österreich im schönen Kirchbichl - Olympische Distanz, knochenbrechende Strecke und ein hohes Niveau am Start. Und ich mitten drin, zum vierten Mal innerhalb von drei Wochen. Ganz ehrlich - das war richtig cool!

Heute hiess es dann also: Swiss up! - Die Saison sollte endlich auch in der Schweiz beginnen. Die Woche vor dem Zytturm Triathlon Zug war für mich sehr experimenteller Natur. Da in diesem Jahr bisher wirklich alles, jedes Training und jedes Rennen, nur dem einen grossen Zweck dienten, mich für die Challenge Copenhagen am 14. August in Form zu bringen, nahm ich diese Gelegenheit wahr, ein für mich neues Produkt zu testen: eine Aufbau-Kur, deren Ziel es war, meine Glykogenspeicher bis oben hin zu füllen und mir diese Energie dann auch zur Verfügung zu stellen.

Was für einige Athleten das Non-Plus-Ultra ist, schlug mir allerdings mehr als nur ein wenig auf den Magen. Die Dosis, die ich mir jeden Morgen hinter die Binde kippte, lag mir jeweils etwa drei Stunden dermassen schwer auf, dass ich mich hundselend fühlte und mich kaum bewegen mochte. Ich fühlte mich wie eine gestopfte Gans, hatte wenig Energie und mein Stoffwechsel schoss koppheister. Aber ich sagte mir, dass ich das lieber hier in Zug an einem eher kleinen Rennen auf die Probe stellen würde als zu riskieren, dass ich in Dänemark am Morgen vor dem Start dann merke, dass es mir persönlich nichts bringt...

Heute Morgen noch fühlte ich mich alles andere als spritzig, aber das sollte nichts heissen. Die Wetterbedingungen waren... speziell. Hohe Wellen und Strömung im See beim Schwimmen - darauf freute ich mich. Etwa 14 Grad aussentemperatur und Wind auf der Radstrecke... ich war schon euphorischer aufgesessen.
Das Schwimmen verlief denn auch wie gedacht - es war eine einzige Keilerei mit dem Wasser, ich kam als zweiter in die Wechselzone und begab mich aufs Rad. Dort merkte ich schon sehr schnell, dass mir in der Fläche einfach der Druck fehlte. Es war kalt, meine Beine wie Holz - und mein Magen war wohl der Ansicht, dass er lieber zuhause geblieben war. Ich mag mich nicht erinnern, wann ich mich das letzte Mal nach so wenig Frühstück am Morgen so vollgestopft gefühlt habe - noch dazu mehrere Stunden nach dem Essen und eine Schwimmstrecke später.
So wunderte ich mich dann auch nicht, als ich recht bald von einer Gruppe eingeholt wurde - mit der konnte ich dann allerdings mitfahren, was mich für eine Weile meinen rebellierenden Magen vergessen liess.
Ist es in Zug schon nicht sonderlich angenehm, bei herrlichem Sonnenschein und angenehmen Sommertemperaturen aus der vollen Fahrt heraus barfuss auf das Kopfsteinpflaster vor der Wechselzone zu springen, so wird dies mit zwei zu Eisblöcken gefrorenen Füssen erst recht spassig - an meinem Wechselplatz angekommen fühlte ich bereits nicht mehr. Schnell in meine treu ergebenen ON-Schuhe gehüpft (und mit "treu ergeben" meine ich an der Stelle: unterdessen wirklich, wirklich ausgelatscht) und ab gings. Nach nur kurzer Zeit merkte ich, dass mir auch hier das Tempo fehlte - der Druck war einfach nicht da, und mir wurde bereits wieder übel. Als dann erst Beat Widmer und später Urs Müller, meine schärfsten Konkurrenten im letzten Jahr, von hinten kamen, beschloss ich, mir einfach mal nach allen Regeln der Kunst die Kante zu geben - nichts mit schonen, einfach "hammer down" und an die Hacken von Urs geheftet. Gemeinsam holten wir sogar Beat wieder ein, der mir schon einiges voraus war - doch nach gut sieben Kilometern fühlte ich mich plötzlich, als wäre mir eine Sicherung durchgebrannt. 2010 konnte ich Urs noch abhängen auf der Laufstrecke - heute war er an der Reihe. Und dann kam auch Beat wieder vorbei - ich hatte keine Chance mehr, an ihm dran zu bleiben.

Unter dem Strich kann ich sagen, dass ich mit einem sechsten Platz in der Hauptklasse zwar nicht wirklich zufrieden bin, mich aber doch damit zufrieden gebe (gewinnen ist schon schöner, aber das geht halt nun mal nicht immer). Vor allem habe ich in diesem Rennen seit langem mal wieder meine Grenzen nicht nur erreicht, sondern auch klar überschritten - was für ein sensationelles Gefühl das ist, war mir gar nicht mehr bewusst!
So kann ich Urs und Beat nur zu ihrer sensationellen Leistung gratulieren - ohne Neid und dankbar für die Lektion, die mir heute mit dem Nürnberger Trichter verpasst wurde. So muss er sein, dieser Sport den wir lieben und so oft als möglich ausüben!

Nun freue ich mich auf das weitere Training und das kommende Wochenende - dort heisst es wieder Deutsche Liga mit dem TSV Calw. Ich freue mich darauf!
Euch alles Gute im Training - und bis die Tage! (Ich sage bewusst nicht mehr "bis bald" - das klappte bisher noch nie sehr gut).
Herzlichst,
Fabian

Mittwoch, 23. Februar 2011

The Thing About It

Gute Vorsätze, nix für mich, blabla, Philosophie, Bottom Line - hatten wir schon öfter hier, das kann ich mir also sparen. Ja, ich habe mir vorgenommen, aus dem ersten unserer Trainingslager auf Fuerteventura mindestens zwei Einträge pro Woche hier zu verfassen, aber - wie soll das gehen, wenn Zeit Mangelware, das Internet eine Katastrophe und, wobei dieser letzte Punkt eigentlich der wichtigste ist, draussen 22° im Schatten herrschen, und das im Februar? Da zieht es einen doch nach draussen, und das mit Macht.
Sei es für einen längeren Ritt auf dem Drahtesel, auch als Rennrad bekannt, einem lockeren (oder auch schnellen) Lauf am Strand oder sogar einer ersten Neopren-Einheit im Meer - solche Gelegenheiten lässt man sich nur ungern entgehen. Und dann gibt es da noch meine kleine Besessenheit im Hinblick auf die hiesigen Hügel - die sind hoch, teilweise zerklüftet und oft von eher sandiger Natur.
Ich muss euch ein Geständnis machen. Ich bin hier, um mich in Form zu bringen für die kommende Triathlon-Saison, für die ich mir viel Vorgenommen habe. Aber - theoretisch ist es ja noch Winter, und Winter ist in der Schweiz nie eine gute Zeit, um Triathlet zu sein (auch das hatten wir schon hier). Das heisst also, wenn man sich auf zwei Rädern draussen bewegt, tut man das öfters mal mit dem Mountainbike. Bei mir trieb diese Not in der letzten Zeit einige für viele in meinem Umfeld eher schwer zu verstehende Blüten - ich entdeckte das Freeriding. Also quer durchs Gemüse, ohne Regeln und Strassen, mit grossem Federweg und noch mehr Tempo.
Ich bin nun schon zum zweiten Mal auf dieser schönen Insel Fuerteventura, und auch dieses Jahr ist es genau wie im letzten - seit ich das Flugzeug verlassen habe und die rollenden Hügelzüge sehe, die Felskanten und all das, da frage ich mich: wäre das fahrbar?
Manche Leute sehen es bei mir als kleines Manko an, dass ich mich in irgend etwas dermassen verbeissen kann dass, alles andere zur Nebensache wird. Zugegeben - bei einem Wettkampf ist das von Vorteil, denn dann heisst es ja gerne "Kopf 'runter, Füsse auf die Pedale und dann volle Lotte drauf". Aber es ist eben nicht nur im Rennen so, sondern auch bei anderen Dingen. Da lässt Fabian oft erst dann locker, wenn es entweder geklappt hat - oder, im übertragenen Sinne (manchmal auch nicht), Blut geflossen ist.
Also habe ich mir folgendes überlegt: ihr wisst, dass ich gerne schwimme, Rennrad fahre und laufe und dass ich mich auf der Langdistanz zuhause fühle. Ihr wisst auch, dass ich gerne trainiere, den Februar nicht sonderlich mag (ist ja jetzt passé...) und der Ansicht bin, dass einen nur grosse Ziele wirklich vorwärts bringen. Und ich werde hier auch in diesem Jahr wieder darüber berichten, was ich auf meinem Weg zu den Rennen 2011 so alles erleben darf, denn da wird es sicher wieder Geschichten geben die einen denken lassen: falscher Film?
Aber es gibt eben auch noch anderes im Leben, und da es von unserem Team-Sponsor Tempo-Sport auch gerne gesehen wird, wenn die Athleten auch mal sehen, was es am anderen Ende des Buffets gibt, werde ich dies im März einmal kultivieren. Da kommt, neben meinem Rennrad, das BigBike mit nach Fuerteventura. Die Hügel dort dürften, wie ich am letzten Ruhetag des ersten Camps erkundet habe, absolut fahrbar sein - und so möchte ich neben den Trainingszeiten mit den Athleten, auf die ich mich sehr freue, einmal herausfinden wie das so ist, wenn ein Triathlet "neben die Strasse" gerät. Und wer weiss - vielleicht gibt das ja eine Story, über die es etwas zu schreiben gibt.
Bis dahin - gutes Training! Herzlichst,
Fabian

Donnerstag, 20. Januar 2011

Ein Gedanke

Winter, kalt, nass, unschön... im grossen und ganzen fing das Jahr etwa so an. Ich mag es nicht, wenn es kalt ist - das habe ich hier auch schon das eine oder andere Mal kundgetan. Aber was war das vor ein paar Tagen?
Der Schnee verabschiedete sich, die Temperaturen stiegen, die Luft wurde klar - alles in allem kam es so weit, dass ich mich an meinem Geburtstag im Sattel meiner lieben Valerie wieder fand und am Bodensee entlangfuhr. Das war ein schönes Geschenk, und ich nahm es gerne an.
Zwei Tage später stand dann für mich der erste Leistungstest des Jahres an, und ich war ehrlich gespannt, was dabei herauskommen würde. Fast ein Jahr war ich ohne meine Asthma-Medikation ausgekommen und hatte in dieser Zeit einige Erfolge eingefahren. Meine Herzfrequenz hatte sich stabilisiert und ich konnte auf einmal ziemlich akkurate Daten von meinem Handgelenk ablesen.
Kurz - was meine Leistung in Watt und so angeht, könnte ich sicher an einem anderen Ort stehen als es der Test ergab. Wesentlich interessanter zu sehen war indes, dass mich meine nicht so wirklich voll funktionstüchtige Lunge halt leider definitiv etwas behindert und nach oben hin abriegelt - es gibt also viel zu tun.
Eine kurze Zeit lang war ich versucht, mir davon die Laune verderben zu lassen, doch dieser falsche Frühling war zu gut, um das alles wirklich auf mich wirken zu lassen. Zumal ich es trotz allem schaffte, mein nicht ganz leichtes Mountainbike den Schauenberg hoch zu fahren und dort das neue Jahr auf meinem Hometrail einzuläuten, Schlammschlacht und Bodenprobe inklusive.
Am vergangenen Montag dann gipfelte diese Idee von Frühling in Sonnenschein und milden elf Grad - Zeit, auch einmal etwas grössere Sprünge zu unternehmen und mit Sack, Pack und BigBike zum Irchel bei Andelfingen zu fahren - der dortige Trail ist nämlich sehr schön und hat es überdies in sich.
Noch immer tut mir alles weh von dieser Abfahrt, und das, obwohl ich nur einmal unfreiwillig abgestiegen bin. Und am nächsten Tag kam der Winter zurück. Der Frühling muss wohl noch ein wenig warten, doch ich sage euch - diese wenigen Tage, an denen wir eine Idee davon bekommen durften, wie es wieder sein wird wenn wir unserem Sport bei warmem Sonnenschein nachgehen dürfen und die Abende wieder länger werden, die waren schön. Ich werde diesen Gedanken von Frühling in meinem Kopf und auch in meinem Herz behalten - und freue mich darauf, dass er zurück kommt!

Herzlichst,
Fabian

Sonntag, 2. Januar 2011

Startschuss?

...und es geht von Vorne los. Das Jahr 2011 ist da, man muss sich wieder an eine andere Jahreszahl gewöhnen, der Januar hat gerade erst begonnen (und mit ihm der eigentliche Winter) und der Februar steht auch schon fast vor der Türe, dieser oft als unnötig bezeichnete Montag unter den Monaten. So wird er zumindest gerne einmal genannt.
Es hat ja schon etwas - als Triathlet ist man in der Schweiz im Winter immer ein wenig benachteiligt, so scheint es. Vor allem, wenn wir dann an diverse Pro-Athleten denken, die sich in Australien zum Barbecue treffen oder sich in Colorado zu ersten Hitzeschlachten versammeln. "Unfair" ist ein Wort, das da nicht selten fällt, oder "im Vorteil"... ich sehe das allerdings etwas anders.
Gerade Triathleten sind ja schnell einmal dabei wenn es darum geht, grosse Reden im Sinn von "was uns nicht umbringt, macht uns hart!" zu schwingen. Gemeint ist damit bei genauerem Nachfragen allerdings meist ein übertrieben hartes Training auf irgendeiner Passstrasse im Sonnenschein mit anschliessendem Bier in einer netten Bar, vorzugsweise noch zu einer Zeit im Jahr, in welcher das Grundlagentraining eigentlich im Vordergrund stehen sollte.
Ja, wir sind alle knallhart und überdies die wiederauferstandenen Helden von Troja - dort kämpften sie ja auch unter der strahlenden Sonne des Mittelmeeres. Warum also frieren, warum also "etwas riskieren" indem man bei Minusgraden draussen laufen geht - und so eine Erkältung riskiert oder Knieschmerzen?
Ich frage das deshalb ein wenig provokant, weil ich mich gerade dabei ertappt habe, nach einer Ausrede zu suchen, nicht hinaus in den Schnee zu gehen. Und dabei kommt mir in den Sinn, dass ich mich an sich schon wieder auf die herrlichen Beckenrandgespräche im Winter freuen kann. Da wird man sich wieder gegenseitig übertrumpfen, sich übertönen - und vor allem immer und überall eine Bestätigung dafür suchen, dass man nur vernünftig war, dieses oder jenes Training auszulassen. Und da ich mich auch weiterhin über solche Szenen möchte amüsieren können, mache ich nun, in diesem neuen Jahr, Nägel mit Köpfen und freue mich auf einen Dauerlauf im Schnee. Denn wieso soll ich mich um ein Training drücken, nur, weil es etwas unbequem ist? Ich zitiere da einmal mehr einen mir bekannten Athleten, den ich sehr bewundere: Den Punkt zu finden, an dem es nicht mehr weiter geht, an dem die Schmerzen zu gross und die Distanz zu lang wird - diesen Punkt zu finden und zu überwinden, das ist die Seele und das Zentrum vom Triathlon. Denkt mal darüber nach.
In diesem Sinne - ein frohes neues Jahr wünsche ich euch allen und viel Erfolg in der neuen Saison! Viel Spass im Schnee!
Herzlichst,
Fabian