Samstag, 27. Juni 2009

Antworten

Vor kurzem wurde ich einmal mehr gefragt, was ich dieses Jahr vom Ironman erwarte. Klar, dass man sich so seine Gedanken macht über persönliche Ziele, realistische sowie unrealistische. Das Problem bei diesen Überlegungen ist nur, dass sie stets so beginnen: Ja, wenn...

Wenn alles gut geht. Wenn das Wetter mitspielt. Wenn ich gesund bleibe. Wenn dies und das und jenes sowieso.

In den letzten jahren durfte ich lernen, dass dies nicht die richtige Art ist, an so ein Rennen heranzutreten. Denn unausweichlich kommt dann nach dem Wettkampf das Wörtchen "Warum". Warum hat es geregnet? Warum habe ich das Wetter unterschätzt? Warum dies und das - und jenes sowieso?

Der Zufall wollte es, dass mir vor ein paar Tagen ein Zitat vorgelesen wurde, welches meine diesjährigen Ziele und Erwartungen, sowie auch die Art und Weise, mit der ich an den Ironman 2009 herangehen möchte, sehr gut auf den Punkt bringt:

>>Life should NOT be a journey to the grave with the intention of arriving safely in an attractive and preserved body, but rather to skid in sideways - Chardonnay in one hand, chocolate in the other, body thoroughly used up - totally worn out and screaming "WOO HOO, What A Ride!"<<

Noch knapp zwei Wochen.

Herzlichst,

Fabian

Mittwoch, 24. Juni 2009

Unruhen

Der Ironman kommt immer näher, und mit der sehr anstrengenden Endphase kommen mehrere Fragen auf, die man sich unwillkürlich stellt, obwohl man es nicht möchte.

Zum Beispiel:

War das Training ausreichend und gut genug (der Klassiker)?

Wird das Wetter gut?

Geht der Ernährungsplan auf?

Schaffe ich es, mich in den letzten Wochen nicht zu erkälten?

Wird das neue Material halten, was es verspricht?

Bin ich in der Lage, all die nervigen Dinge neben dem Sport aus meinem Kopf zu verbannen, bis das Rennen vorbei ist?

Kann ich mich auf nur eine Sache konzentrieren, während mich so viel anderes beschäftigt?

Werde ich den Wecker am Rennmorgen hören?

Wo hin mit meiner Angst, die mir in der Rennwoche regelmässig den Schlaf raubt?

Fragen über Fragen. Und die Antwort?

Ich weiss es nicht. Ich werde es sehen. Spätestens am 12. Juli, um 6:55 Uhr.

Mittwoch, 17. Juni 2009

Saisonstart

Lange ist es her, seit ich mich hier zu Wort gemeldet habe. Die letzten Wochen waren für mich sehr ereignisreich, und nicht alles, was ich erleben durfte und teilweise musste war positiv. Es gibt ein Sprichwort, welches besagt, dass man die guten Zeiten in der schlechten vergisst. Naja. Klar ist es nicht angenehm, wenn einem Dinge passieren, die man durch und durch als unangenehm bezeichnen kann. Und doch - ich glaube nicht, dass sich jemand wirklich herunterziehen lässt wenn er bei Aldi mal vor verschlossenen Türen steht...

Am vergangenen Wochenende, also am 14. Juni, startete ich nach einigen nicht ganz so optimalen Wochen letztendlich auch noch in die Rennsaison.
Den Triathlon in Zug verband ich bisher immer mit mehr oder weniger angenehmen Gefühlen. Während vier Jahren konnte ich dort auf der Short-Distance die Juniorenkategorie dominieren, bevor ich 2006 auf die olympische Distanz wechselte. Dort hatte ich gleich bei meinem ersten Start ein tolles Rennen, welches mich in der Agegroup aufs Podest laufen liess.
In den letzten beiden Jahren hingegen biss ich mir in Zug die Zähne aus. 2007 fehlte mir nebst dem Selbstvertrauen auch der Druck, 2008 waren es die gerade mal 8°C Aussentemperatur, die mir das Genick brachen und mich als gesamt 35. ins Ziel liessen.

Dieses Jahr war der Wettkampf für mich von Anfang an eine Poker-Partie. Die Woche vor dem Rennen war alles andere als optimal - zwei Autofahrten von beinahe acht Stunden innerhalb eines Tages bescherten mir noch am Sonntag Morgen Rückenschmerzen und die Tatsache, dass mein Wettkampfequipment gerade mal zehn Stunden vor dem Start einsatzbereit war, könnte man wohl ebenfalls eher als suboptimal bezeichnen.
Im Nachhinein denke ich aber, dass es genau das war, was mir am Ende so gut über die Strecke half - ich ging völlig ohne Druck an den Start, mein einziges Ziel war es, einen schönen Wettkampf zu erleben.

Etwa eine Stunde vor dem Start merkte ich dann noch, wie mein Vorderrad an Luft verlor und dass mein Neoprenanzug am linken Unterarm einen kleinen Riss hatte - ändern liess sich daran nun sowieso nichts mehr. Als "Backup" stellte ich mir noch meine Trainingsräder in die Wechselzone, um bei einem omöglichen Plattfuss noch tauschen zu können - dann ging es los.

Um 8:15 fiel der Startschuss. Die Bedingungen waren mehr als ideal: das Wasser hatte exakt "meine" Temperatur von 20°C, der Himmel war mehr oder weniger blau, es war warm und windstill. Der See glich mehr einem Dorfteich, und entsprechend Spass machte es, in dieses unberührte Wasser hinaus zu schwimmen.
Nach ein, zweihundert Metern konnte ich mich mit Alex Schalch, der wie ich für das Team Tempo-Sport olivierbernhard unterwegs ist, an die Spitze setzen und, was mich besonders freute, auch dort bleiben - die langen, teilweise das Gemüt zermarternden Trainings im Winter und Frühjahr zahlten sich also aus!
Nach 17:46 Minuten stieg ich gerade mal 6 Sekunden nach Alex aus dem Wasser und lief in die Wechselzone.
Die letzten paar hundert Meter der Schwimmstrecke waren für mich allerdings der blanke Nerventerror gewesen, fragte ich mich doch permanent, ob meine Reifen noch genug Luft haben würden oder ob ich tatsächlich zum Pannenstop gezwungen würde. Dass ich nach so einem guten Auftakt gerade dazu überhaupt keine Lust hatte, muss ich wohl nicht extra erwähnen.
Die Reifen waren zum Glück prall gefüllt, und auch wenn mich der kurze Kontrollgriff an die Räder ein wenig Zeit kostete - ich würde fahren können.
Das Rad war noch nie meine grosse Stärke, doch dieses Jahr fühlte ich mich um Welten besser auf dem Teer als auch schon. Das mag einerseits natürlich an meiner neuen Maschine, dem Cervélo P3C gelegen haben - was ich jedoch an Technik und Konstanz gegenüber den letzten Jahren aufs Pflaster brachte, das verdanke ich in erster Linie Olivier Bernhard und Ex-Radprofi Reto Brändli, die mir in den Wochen, die wir zusammen in Spanien waren, sehr viel beibringen konnten.
Ich schaffte es, als insgesamt vierter der ersten Startwelle (HK und AK2) auf das Laufen zu wechseln und konnte mich nach dem ersten Kilometer auf die dritte Position vorschieben. Dann beging ich allerdings den Fehler, viel zu früh den vor mir laufenden Zweiten zu attackieren - nach fünf Kilometern konnte ich mich an ihm vorbeischieben, und nach Kilometer 6 war ich wieder hinter ihm. Da ich aber um meinen Podestplatz in der HK wusste und auch sah, dass ich ein ausreichendes Zeitpolster hatte, beschloss ich, den Rest des Wettkampfes einfach zu geniessen - nach der Tortur des letzten Jahres war es einfach nur toll, dieses Rennen wieder so zu absolvieren, wie ich es eigentlich immer wollte.

Am Ende wurde ich in der Hauptklasse dritter, in der Gesamtwertung reichte es mir für den sechsten Platz. Dass ich diesen nicht zuletzt wegen meiner schnellen Schwimmzeit erreichte, freute mich besonders.

Unter dem Strich bin ich einfach nur dankbar für diesen tollen Saisonstart und freue mich nun um so mehr auf den Ironman Switzerland, welcher in 24 Tagen, also am 12. Juli 2009, in Zürich über die Bühne gehen wird.

See you there!

Herzlichst,
Fabian