Dienstag, 11. August 2009

Entscheidungen II

Es ist vollbracht - ich stehe auf der Startliste zur Challenge in Barcelona. Das heisst, am 4. Oktober 2009 werde ich zum ersten Mal in meinem Leben zu einer zweiten Langdistanz innerhalb eines Jahres antreten. Ich freue mich sehr auf diese Erfahrung und habe vieles vor für dieses Rennen.
Zeitgleich heisst es aber auch, dass der Zeit- und Trainingsplan bis im September etwas umgestellt werden muss.

So habe ich mich entschieden, dieses Jahr auf den Start am Uster Triathlon zu verzichten. Der Grund ist der, dass sich dieses Wochenende noch in einem Zeitraum befindet, in welchem ich intensives Training für Bacelona setzen sollte. Da sich nun alles nicht auf Locarno konzentriert, sondern auf einen Termin gut einen Monat später, verschiebt sich die ganze Periodisierung nach hinten. Zu Deutsch: Locarno wird der Startschuss zur Endphase im Training für die Challenge am 4. Oktober sein.

Ausserdem möchte ich an dem Wochenende in Uster die Chance wahrnehmen, anderen Athleten einmal beim Wettkampf zuzusehen und sie anzufeuern - seit Jahren war ich an diesem Wettkampf am Start und freue mich nun darauf, heuer einmal als Zuschauer vor Ort zu sein.

Herzlichst,

Fabian

Mittwoch, 5. August 2009

Entscheidungen

Der Ironman Switzerland 2009 ist Geschichte. Es war kein schlechtes Rennen, doch es hinterliess bei mir nicht unbedingt den Geschmack von Gummibärchen und Eiscrème.
Anschliessend galt es, mit Frust und aufkommendem Selbstmitleid fertig zu werden - und den Rest der Saison zu planen.

Nahe liegend war es, den Fokus schnell auf ein neues Rennen zu legen - Locarno war da die erste und logischste Wahl. Ein Rennen, das mir schon immer gepasst hatte - viel Schwimmen, im Vergleich dazu wenig Rad und eine gute Laufstrecke. Ein Saison-Abschluss mit grossem Motivationspotential.

Allerdings merkte ich schon bald, dass mir das nicht reichte. Seit Jahren schon sieht respektive sah meine Wettkampfsaison in etwa gleich aus: Saisonstart mit dem Halbmarathon in Winterthur, dann Triathlon in Zug, Zürich, Uster und Locarno, je nach dem noch ein Lauf - und fertig.
All diese Wettkämpfe haben ihren eigenen Reiz und ich mag sie gerne. Doch unterdessen kenne ich jede einzelne Wechelszone in- und auswendig. Ich weiss, wann, wie und wo ich welchen Handgriff mache - und werde dabei gerade in der vierten Disziplin immer etwas langsamer, wie mir scheint. Irgendwie fehlt der Reiz des Neuen.

Während der letzten Woche stiess ich dann auf die "Challenge" in Barcelona - ein Konkurrenzwettkampf zur Weltweiten Ironman-Serie. Ein Wettkampf über die volle Langdistanz (also 3,8 Km schwimmen, 180 Km Rad fahren und 42,2 Km laufen), der am 4. Oktober dieses Jahr in Calella nahe Barcelona über die Bühne geht. Ein Rennen in Spanien also - einem Land, das ich bisher nur aus Trainingslagern und Ferien kannte.
Wie ich dann die Streckenpläne ansah, keimte in mir die Idee, dass es vielleicht gerade richtig wäre, einmal alle "Traditionen" über den Haufen zu werfen und mich entgegen meiner bisherigen Prinzipien doch nochmals im gleichen Jahr auf eine zweite Langdistanz vorzubereiten.

Da ich mich selbst ganz gerne als ansatzweise vernünftig ansehe (soweit man bei diesem Sport überhaupt von Vernunft reden kann), schlief ich nochmals zwei Nächte über diese Idee. Als dann meine Euphorie noch immer ungebrochen war, entschied ich mich.

Ich werde am 4. Oktober in Calella an den Start gehen.

Ich informierte also meinen Coach Olivier Bernhard von meinem Vorhaben, er unterstützte die Idee - und passte mir meinen Trainingsplan sofort auf die neue Herausforderung an.
Für mich heisst das jetzt: nichts mit Saisonausklang in Locarno. Ich werde dieses Rennen zwar fahren, auch mit den gleichen Zielen wie bisher - doch es wird "nur" eine weitere Stufe der Vorbereitung auf das Rennen in Barcelona sein. Dort möchte ich nochmals Vollgas geben und die Saison 2009 mit einem Top-Resultat abschliessen!

Herzlichst,

Fabian

Samstag, 1. August 2009

Ironman und...

Es ist nun gut drei Wochen her, seit der Ironman Switzerland in Zürich über die Bühne ging. Zeit also für einen Bericht!
Dass dieser nicht eher kam, hat seine Gründe. Nach einem Ironman durchläuft man in der Regel so ziemlich alle Stadien der psychischen Zustände, und bis sich das beruhigt hat, ist es praktisch unmöglich, neutral über das Rennen zu berichten.

Was lässt sich über den Wettkampf sagen?

Es war ein gutes, hartes Rennen. Das Wetter war nach meinen Massstäben nicht perfekt, aber mal ehrlich - dass wir hier in der Schweiz tatsächlich mal über 30°C im Schatten bei Windstille haben, ist eher selten und war auch nicht zu erwarten. Es war wärmer als im letzten Jahr, und das allein zählte.

Ich hatte meine Ziele, Träume und Wünsche für diesen Wettkampf und ging gut vorbereitet ins Rennen. Der Schwimmstart verlief perfekt - ruhiges Wasser, der Helikopter wie immer eindrucksvoll direkt über uns - ein langer Tag hatte begonnen. Ich heftete mich schnell an die Spitzengruppe und konnte dort ein gutes Tempo halten.
Dass ich meine angestrebte Zeit von unter 50 Minuten nicht erreichen konnte, hatte ich am Ende meinem eigenen Fehler zu verdanken: in der ganzen Euphorie schwamm ich im "Kielwasser" eines anderen Athleten, der auf der zweiten Runde allerdings auf einmal in die falsche Richtung schwamm. So machte ich zusätzliche Meter, die nicht notwendig gewesen wären. Mit einer Schwimmzeit von etwas über 52 Minuten bin ich allerdings nicht unzufrieden - ich weiss nun, dass ich in den vorderen Rängen mitreden kann, wenn es um die erste Disziplin geht.

Beim ersten Wechsel nahm ich mir, anders als im letzten Jahr, kurz die Zeit, auf das Wetter zu achten. Es regnete leicht und war nicht sonderlich warm - Ein zusätzliches Radtrikot sowie Ärmlinge waren also angesagt. Auch wenn mich das etwa eine Minute extra kostete - dieses Jahr fror ich nicht mehr als unbedingt notwendig.
Die erste Runde auf dem Fahrrad verlief zu 100% nach meinem Zeitplan - ich fand mein Tempo, konnte den Rhythmus halten und auch bergauf sehr regelmässig fahren.
Der Hammer kam auf der zweiten Runde, nach insgesamt etwa 120 Km. Ich hatte bis zu diesem Zeitpunkt sehr wenig Energieriegel gegessen und mich fast nur von Gels ernährt - das waren wohl zu viel, wie ich bald merkte. Plötzlich wurde mir schlecht, und zwar wie selten zuvor. Mir wurde schwindlig, ich begann, auf dem Rad zu schwanken. Ich sah mich schon am Strassenrand die Rabatten düngen - aber irgendwie ging es weiter.
Ich wurde sehr oft überholt auf den nächsten Kilometern und fühlte mich sehr schlecht. Irgendwann kam dann Remo Stirnimann, der wie ich für das Team Tempo-Sport olivierbernhard unterwegs ist, an mir vorbei. Von ihm erhielt ich einen Energieriegel, und die etwas festere Nahrung war offenbar genau das Richtige. Mit jeder Minute ging es mir besser, ich konnte das Tempo wieder aufnehmen und auch die zweite Runde gut zu Ende fahren. Doch der Schaden war bereits entstanden - ich hatte viel Zeit verloren.

Wie ich dann vom Rad stieg, ging es mir wohl so wie vielen anderen auch: ich fragte mich, wie ich jetzt noch einen Marathon laufen wollte. Doch siehe da: wie ich aus der Wechselzone kam, spielten meine Beine perfekt mit. Ich fand meinen Rhythmus sehr schnell und konnte ohne jegliche Schmerzen die erste Runde laufen.
Doch dann kam der Hammer erneut: mir wurde abermals schlecht, und diesmal wusste ich nicht, woher die erneute Übelkeit kam. Ich schaffte es aber, die Ruhe zu bewahren und auch den Laufrhythmus aufrecht zu erhalten. Mein Coach Olivier Bernhard war gleich am Anfang der Laufrunde an der Strecke - er konnte mich motivieren, es doch noch einmal mit den Gels zu versuchen. Und es klappte ein zweites Mal: ich konnte mich fangen und das Tempo wieder forcieren. Die nächsten beiden Runden konnte ich endlich ein gutes Tempo laufen - bis dann am Ende der dritten Runde eine weitere kleine Krise dazukam. Doch dieses Mal blieb ich gleich von Beginn an ruhig, konzentrierte mich und lief einfach weiter - ein drittes Mal ging die Rechnung auf.
Nach 9:29 Stunden lief ich dann über die Ziellinie und war im ersten Moment einfach nur froh, es A) ins Ziel geschafft zu haben und B) unter der 9:30-Stunden-Marke geblieben zu sein. Wenn auch nur knapp.

Und dann kam, wie gleich zu Beginn gesagt, das Gefühlschaos. Im ersten Augenblick war ich euphorisch und einfach nur glücklich. Wie dann im Laufe des nächsten Tages die Schmerzen immer schlimmer wurden, kam die Ernüchterung: ich hatte mein Ziel nicht erreicht. Ich wollte schneller sein, und zwar massiv.
Dieser Zustand hielt wieder eine Weile an. "Die Gute Zeit vergisst man in der Schlechten" - ich wurde zum Ansichtsbeispiel.
Wenn man schlaflose Nächte hat, weil man jedes mal, wenn man sich umdreht, von Schmerzen geweckt wird, wenn die Verdauung nicht mehr mitmacht und die Laune im Eimer ist - dann fällt es einem zunehmend schwer, noch etwas positives am Rennen zu finden.
Nun, da die Schmerzen der Vergangenheit (und der Zukunft!) angehören, kann ich das Rennen auch auf andere Weise Revue passieren lassen und sagen: doch, es gab sehr viele positive Dinge an diesem Tag. Zum Beispiel meine Einbrüche - ich schaffte es drei Mal, mich wieder aus zum Teil wirklich schweren Krisen zu arbeiten. Indem ich die Ruhe und einen kühlen Kopf bewahrte, das anwendete, was ich in den letzten Jahren gelernt hatte und nicht in Panik geriet. Dies waren Momente, in denen ich mich auch als Pro-Athlet fühlen konnte. Das Gefühl, den Marathon am Ende mehr oder minder schmerzfrei zu laufen, einfach, weil der Körper auf die Strapaze vorbereitet war - das war eine tolle Sache. Und es gab noch mehr Dinge, teilweise kleine, im ersten Moment eher unbedeutende, die mich am Ende jedoch positiv auf das Rennen stimmen und mich auf das nächste Jahr in freudige Erwartung versetzen. Und auch in der Meinung bekräftigen, dass nächstes Jahr eine 9 zum Beginn der Endzeit einfach nicht mehr passieren wird...

Ich möchte mich ganz herzlich bei all jenen bedanken, die mich an diesem Tag und auch auf dem Weg dorthin begleitet haben:
Bei meiner Familie, die mich unterstützt und ohne die all dies gar nicht möglich wäre.
Bei Sarah Baumgartner - für die Hilfe auf der Strecke, fürs zurechtrücken des Kopfes nach dem Rennen und überhaupt.
Bei Olivier Bernhard und Reto Brändli - für die Hilfe, die Unterstützung, die vielen lehrreichen Tipps und Tricks und einfach für die Freundschaft.
Beim gesamten Team Tempo-Sport - für die gute Stimmung im Team und den tollen Wettkampf-"Spirit"!
Bei René Kuster, Marcel Kamm, Max Wiessmann und der ganzen Bande von Tempo-Sport in Thalwil - für die Hilfe, das tolle Material und die Unterstützung.
Bei GnL - für die Erfindung des besten Schuhs der Welt!
Bei Dominik Stadelmann - fürs Ausleihen der Räder, ohne die ich das Rennen wohl so nicht hätte fahren können.
Bei Remo Stirnimann - für den PowerBar auf der Strecke, der mir wohl den Tag rettete.
Bei Karin Schwarz - für die Unterstützung und die Freundschaft und allem, was sie für mich tut.
Bei Heiner Blattmann - fürs Anfeuern auf der Strecke, die Freundschaft und die Unterstützung, die er mir gibt, seit ich mit diesem schönen Sport angefangen habe.
Bei Sandro Brunner und Corinne Würmli - fürs Anfeuern, für das gemeinsame Training und die Freundschaft.
Bei Isabelle Portmann und Damian Würmli - für die gemeinsamen Trainings, das Vertrauen in meine Schwimmprogramme und die Freundschaft, die Hilfe und die gute Zeit, die wir haben.
Beim wirklich besten und zeitweise auch lautesten Fanclub der Welt - MEINEM!

Zum Schluss möchte ich mich auch bei all jenen bedanken, die ich hier nicht aufgeschrieben habe, die aber genau wissen, dass sie auf dieser Liste stehen - ich freue mich auf die nächsten Rennen!

Herzlichst,

Fabian