Sonntag, 22. November 2009

Meine Erkenntnis

Früher betrachtete ich mich gerne als Hobby-Philosoph. Grässlich, ich weiss, und zwar aus zweierlei Gründen: zum einen ist es schlimm, mit 23 Jahren bereits von "früher" zu reden, zum anderen ist Philosophie in ihrer heutzutage studierten Form wohl oft nur ein Mittel zum Zweck, um richtige Arbeit zu vermeiden.
Fragen wie: Was ist der Sinn des Lebens?, oder: Warum sind wir hier?, stellt sich jeder Teenager in seiner ersten Depri-Phase zu genüge - die Vorstellung, dass jemand einen ganzen Studiengang belegt, um sich fortan unter Diplom mit solchen Dingen zu beschäftigen, kommt mir immer grotesker vor.
Wie dem auch sei - ich hatte grossen Spass daran, mich mit diversen Leuten wie Kant, Hegel, Platon und wie sie alle heissen zu befassen. Das kann ganz unterhaltsam sein, vor allem dann, wenn man sich von den Doktrinen der diversen Deutschlehrer lossagt und seine eigenen Interpretationen dieser Schriften ins Gespräch bringt.
Nietzsche's Nihilismus? Was hat das mit Intellekt zu tun, wenn man wütend auf alles und stets vom Schlechtesten überzeugt ist? Platon's Höhlengleichnis? Vielleicht war er ja auch einfach nur besoffen, wie er auf diese Ideen kam... Philosophie kann sehr lustig sein.
Vor ein paar Tagen habe ich mich nun gefragt, was es bedeutet, zu "kennen". Das implementiert ja eine gewisse Form von Wissen - und Wissen ist immer relativ, wenn man Sokrates und seinen Jüngern glauben darf. Ich weiss, dass ich nichts weiss... (und weiss damit schon mehr als der, der nicht weiss, dass er nichts weiss... Kein Bier mehr für Tisch drei, wäre mein Vorschlag).

Was ich damit sagen will: ich lebe nun seit über 15 Jahren am Rand des schönen Ortes Aadorf, und seit neun Jahren trainiere ich hier in der Gegend. Ganz stolz habe ich bereits mehr als einmal diverse Karten angesehen (auch grosse) und mir meine Routen von Fahrrad und Laufen eingezeichnet - es ist wahrhaft erstaunlich, wie weit man an einem Tag mit zwei 28-Zoll-Reifen unter sich kommen kann! Mein Einzugsgebiet an Eintagestouren reicht unterdessen von Glarus über den Bodensee bis hin zum Schwarzwald. Beim Laufen sieht es ähnlich aus, auch da bin ich schon herum gekommen.

Nun habe ich ein neues Hobby für mich entdeckt, welches sich zum Glück mit einem schönen Nebeneffekt präsentiert, der da höchst intensives Training wäre: das Mountainbike.
Ihren Anfang nahm diese Manie im vergangenen September, wo ich auf einmal einen derben Strassenkoller erlitt - wenn ich nur mein Rennrad ansah und mir die weisse Linie rechts, die wütenden Autofahrer links vorstellte, wollte ich durchdrehen. Da ich aber noch Wettkämpfe vor mir hatte (die dann auch gut liefen!), handelte ich und grub mein altes Mountainbike wieder aus. Dieser Begriff passt ganz gut, stand diese Mühle doch gut vier Jahre hinter einem Schuppen und war alles andere als Funktionstüchtig. Ein paar Arbeitsstunden später hatte ich wieder ein ziemlich aggressives Gefährt zur Verfügung und legte los.
Die Tempi, die man mit einem Bike fahren kann, unterscheiden sich enorm von denen auf einem Rennrad - was dazu führt, dass die Touren rein an Kilometern natürlich kürzer wurden. Dafür entdeckte ich, dass ich mit diesem Bike noch weniger als mit den Laufschuhen an irgendwelche Wege gebunden war. Nicht lange, und das "Trail-Tracking" wurde eine meiner Lieblingsbeschäftigungen. Ein fast zugewachsener Wildpfad, ein halb versteckter Wanderweg, ja, sogar einfach querfeldein - ich entdeckte plötzlich überall neue Möglichkeiten um zu fahren, zu trainieren und einfach Spass zu haben. Auch wenn ich mich manchmal dermassen auskotzte, dass ich nach zwei Stunden auf dem Bike kaum noch stehen konnte - ich war danach jedes Mal äusserst zufrieden. Und ich stellte fest: die Gegend, in der ich seit über 15 Jahren lebe, ist mir völlig fremd! Ich hatte und habe noch immer keine Ahnung, was für geniale Trails und Wege sich hier direkt vor meiner Haustür befinden - und vor allem entdecke ich immer wieder kleine, fast schon als "Schätze" zu bezeichnende Fleckchen Erde, die ich vorher und in dieser Form noch nie gesehen hatte. Gerade jetzt im Herbst ist das eine wunderbare Sache.

Ich glaube, etwas wirklich zu "kennen" ist nur theoretisch möglich. Aber "kennen lernen" - das kann etwas tolles sein, egal, um was es geht.

"Ach, es ist zu kalt, warum kann es nicht schon Frühling sein, ich will ins Trainingslager, Rollentraining ist sooo langweilig..." - solche Sätze werden noch früh genug kommen, auch bei mir. Geniesst den Herbst, es lohnt sich!

Herzlichst,

Fabian

Sonntag, 8. November 2009

Meine Meinung

Sowie die Tage kürzer und auch kälter werden, scheint es mehr und mehr Leute zu geben, die sich Gedanken machen. Und zwar über alles - solange es nur negativ genug ist, wie mir scheint.
Ich bin grundsätzlich ebenfalls dafür, sich hin und wieder einmal die Zeit zu nehmen, um über diverses nachzudenken, angefangen mit dem eigenen Leben. Das klingt jetzt zwar bereits wieder pathetischer, als mir lieb ist, sollte aber nicht so aufgefasst werden. Hin und wieder macht die Frage, ob man auch das richtige tut, durchaus Sinn.
Wenn es dann allerdings in eine Richtung schlägt, in der man nur noch schwarze Wolken am Himmel sieht, dann kann das auf dauer nicht gut sein.

Weshalb ich auf dieses Thema komme? Gestern Abend fuhr ich sehr spät mit dem Zug von Bern nach Zürich und fand im Zug ein sich "Magazin" schimpfendes Heftchen, dessen Namen ich hier nicht nennen möchte. Nein, es war keine Gratiszeitung, sondern ein Hochglanz-Schrott, der mir da entgegenwedelte. Und irgend jemand, der es leider nicht besser wusste, gab für dieses Zeug doch tatsächlich an die zehn Schweizer Franken aus.

An und für sich scheint mir die Idee hinter dem Heft gar nicht mal so schlecht - ganz offensichtlich geht es den Verfassern der Artikel darum, Wissen zu verbreiten. Davon kann man bekanntlich nie genug haben, nur - wenn einem auf mehr als 100 Seiten in Wort und Bild schmackhaft gemacht wird, wie möglicherweise schon bald die Welt zugrunde gehen könnte, so ist der Lesespass bald mal ein begrenzter.
Irgendwie möchte ich nicht wissen, dass der Yellowstone-Nationalpark jeden Moment in die Luft fliegen und dabei die Menschheit im besten Fall zurück in die Steinzeit katapultieren könnte. Ich bin auch nicht interessiert an Theorien, die 3000 Meter hohe Tsunamis mit Ursprung auf den Kanarischen Inseln voraussagen, natürlich ebenfalls jeden Moment möglich. Und wenn ich etwas über die Verschwörung der Illuminaten wissen möchte, kann ich auch ins Kino gehen - da ist das Ganze wenigstens noch amüsant in Bild und Ton verpackt.
Wenn ich mir allerdings vorstelle, dass es Leute gibt, die Monat für Monat ihr Geld ausgeben, nur um sich auszumalen, wie sie möglicherweise in ein, zwei Jahren zu Grunde gehen könnten, dann dreht sich mir der Magen um. Und wenn ich dann bei den Leserbriefen noch Audrücke wie "brillanter Journalismus" und "Exzellente wissenschaftliche Recherche" finde, dann frage ich mich ernsthaft, wie einige Leute den Tag überstehen, ohne sich von der nächsten Brücke zu stürzen.

Ich rege mich deshalb so über diesen Schund auf, weil er auf nahezu schon traurige Art und Weise meine Theorie des Elendsgeilen Zeitgenossen im Deutschsprachigen Raum untermauert. Wenn einem schon der eigene Job sowie der triste Alltag zuwider ist - weshalb macht man sich dann noch zusätzlich Gedanken über eine möglicherweise jede Sekunde eintretende Apokalypse?
Brauchen wir das wirklich?

Ich denke mal, wenn ich die Antwort hierauf wüsste, wären viele Probleme gelöst. Vielleicht wäre einigen aber schon gedient, wenn sie ihr Geld das nächste Mal ganz einfach in das Micky Maus Magazin investieren würden. Was dort recherchiert und an die vermeintlich junge Leserschaft weitergegeben wird, kann man immer wissentschaftlich belegen, die Texte sind mindestens genauso "anspruchsvoll" wie in diesen Weltuntergangsgeplänkeln - und Donald Duck hat es bisher noch immer geschafft, meine Laune zu verbessern.
Nun ja.

Herzlichst,

Fabian

Montag, 2. November 2009

Mein Herbst

Es ist Montag, und wie in einem Garfield-Strip ist das Wetter alles andere als Nett. Ich habe mich in letzter Zeit öfters mal gefragt, weshalb der Montag denn so ein schlimmer Wochentag ist. Klar - eine neue Woche beginnt, nach dem Wochenende kommt wieder die Arbeit auf einen zu, nach den Ferien beginnt die Schule wieder an einem Montag... und so weiter.

Trotzdem bin ich der Ansicht, dass dies nicht unbedingt so sein müsste. Es gibt viele Menschen, die ihren Job nicht mögen oder sonst mit ihrem Leben unzufrieden sind und es liegt mir fern, jemandem mit wirklichen Problemen zu sagen, er solle positiv denken. Ich bin kein Psychiater und meine Pubertät liegt viel zu kurz zurück als dass ich vergessen hätte, wie ich selbst in solchen Situationen reagierte.
Auch habe ich schon länger die Idee aufgegeben, dass es an mir wäre, die Welt zu verbessern - unter dem Strich sind viele Menschen nämlich gar nicht so unglücklich. Nur "leiden" sie an einer Charaktereigenschaft, über die auch ich verfüge und die mich nicht selten selbst aufregt: das Jammern. Ein chronisches Beschweren über alles und jenes. Und vor allem: ein unnötiges Beschweren.

Der Grund dafür dürfte ganz einfach zu finden sein: es geht uns zu gut. Offenbar scheint der urbane Homo Sapiens nicht dafür geschaffen, fröhlich durchs Leben zu gehen - es muss immer etwas geben, worüber man sich beschweren kann. Dabei jammern wir hierzulande auf einem Niveau, über das uns jeder Sozialarbeiter beneidet.

Kennt ihr diese überaus eklige Situation, in der Ihr jemanden fragt: "wie geht es euch?", und Ihr bekommt gleich die ganze Litanei über Familienkrisen und so weiter serviert, wenn ihr eigentlich nur hören wolltet: "danke, gut, und dir?" Denn in 9 von 10 Fällen wäre das auch für einen selbst die richtige Antwort. Auch mir geht es persönlich hin und wieder mal so richtig dreckig, doch wenn ich dann kurz in mich gehe und überlege, ob das wirklich relevant ist für die Menschen, mit denen ich mich gerade unterhalte, so lautet die Antwort eigentlich immer: nein.
Ich habe ein Dach über dem Kopf, genug zu essen (relativ - aber ich bin kein Massstab), eine funktionierende Heizung, vier Fahrräder und das Privileg, selbst am Montag gut gelaunt aufzustehen, weil ich mich auf das, was auf mich zukommt, freuen kann. Also eigentlich wirklich kein Grund zur Beschwerde.

Weshalb ich das hier schreibe? Nun, heute ist Montag, und für mich mehr oder minder der Beginn eines neuen Jahres.
Irgendwo im Archiv dieses Blogs habe ich mich einmal darüber ausgelassen, wie dämlich ich Neujahrsvorsätze finde - wenn man etwas ändern möchte, sollte man damit nicht bis zum nächsten Kalendersprung warten.
Heute beginne ich wieder mit dem Training für das nächste Jahr, und ich möchte das gerne mit dem Vorsatz verbinden, mich zukünftig nicht mehr so oft zu beschweren, denn: ich freue mich auf das, was kommt. Und vor allem: ich habe mich, wie die meisten Menschen, für meinen Job entschieden, und wenn es mal weh tut - naja, wenn ich ehrlich bin, mag ich das ja.

In diesem Sinne also: gutes Training. Und einen schönen Montag wünsche ich allen.

Herzlichst,

Fabian

Sonntag, 11. Oktober 2009

Diagnosen

Nun ist sie also Geschichte, die Wettkampfsaison 2009. Nach einigen Wettkämpfen und Erlebnissen, die nicht ganz meiner Idealvorstellung entsprachen konnte ich am 4. Oktober das Jahr auf eine Weise abschliessen, wie ich sie jedem Athleten nur wünschen kann.
Der Ironman Switzerland war zunächst mein Saisonhöhepunkt. Ich trat an in eigentlich guter Form, nur - irgendwie klappte es nicht so ganz. Ich konnte zwar, verglichen mit anderen Rennen, in einigen schwierigen Situationen einen kühlen Kopf bewahren und mich so aufsdrei wirklich ernsthaften Krisen ziehen. Trotzdem war ich am Ende mit meiner Zeit von 9:29 Stunden nur vage zufrieden.
Nicht lange, und ich entschied mich für mehrere Dinge: einerseits gegen einen Start am Uster Triathlon, andererseits für einen Start an der Challenge Barcelona - einer weiteren Langdistanz. Bis anhin hatte ich mir eingeredet, dass ich vorerst mit einer Langdistanz pro Jahr bedient sei. Doch dann dachte ich mir: warum nicht?

Am 1. Oktober fuhr ich in den frühen Morgenstunden mit meiner Mutter los nach Süden - eine Jahreszeit, in der ich für gewöhnlich bereits die Beine hoch hielt. Im Gepäck war mein zwei Tage zuvor wieder funktionstüchtig gemachtes Rennrad (nach Locarno rissen mir ein Brems- und ein Schaltkabel - zum Glück NACH Locarno...) - das Training in den Wochen davor hatte spärlich und hauptsächlich auf dem Mountainbike stattgefunden. Kein Grund zur Panik, sagte ich mir - wenigstens war ich gut ausgeruht.

Nach zwei Tagen im Hotel war es dann am Sonntag Morgen soweit - das letzte und gleichzeitig schwerste Rennen des Jahres stand an. Ich war nervös wie noch vor keinem anderen Wettkampf und fragte mich selbst, warum das so war. Es war ja nicht meine erste Langdistanz. Doch dieses Mal kamen so viele neue Unbekannte Faktoren dazu, dass ich einfach nicht sagen konnte, was auf mich zukommen würde. Zum einen mal das Schwimmen im Meer. Dann die Küstenstrasse an der Costa Maresme, die entgegen meiner Erwartungen alles andere als flach war auf den ersten acht bis zehn Kilometern. Da es ein Kurs mit drei Runden war, würden wir insgesamt sechs mal durch die Hügel gejagt werden. Eine flache Marathonstrecke, Hitzeanfällig wie sonst nichts, für einmal Riegel und Gels von anderen herstellern als Powerbar (ich hatte meine Rationen, aber ob das reichen würde?)... jedes Mal, wenn ich mich selbst beruhigt hatte, kam die nächste Frage auf. Und ehe ich mich versah, stand ich mit etwa 50 anderen Pro-Athleten an der startlinie - ohne vorher im Wasser gewesen zu sein. Das Adrenalin pumpte, der Puls ging hoch - und dann nahm der Tag eine Wendung, mit der niemand gerechnet hatte und welche, wie ich denke, dieses Rennen für die nächsten Jahre im Voraus prägte.

Die Sonne war noch nicht aufgegangen, der Himmel färbte sich langsam rot - vor uns donnerte die Brandung auf den Strand. Wir warteten - als der Speaker eine Schweigeminute ausrief für Andreu Serra, der kurz vor dem Rennen zu Tode gekommen war. In der Wechselzone lagen Blumen vor seinem Radständer.
Von einem Moment auf den anderen war alles still - nur das Rauschen der Wellen war zu hören. Dann wurde klassische Musik gespielt, und Andreu's Trainingspartner warf Blumen ins Meer. Als es dann hiess: "one minute to the start", standen alle völlig still und zutiefst berührt an der Startlinie. Und irgendwie merkte man, dass sich alle verinnerlicht hatten: der Tag wird lange und hart. Kein Grund, sich gleich zu Beginn das Leben schwer zu machen.

Dann ertönte das Startsignal, und wir waren unterwegs.
Nach etwa 1,5 Km merkte ich, dass mein ohnehin schon leicht maroder Neoprenanzug begann, unter den Armen zu scheuern - eine völlig neue Erfahrung im Salzwasser. Ich versuchte das zu ignorieren und konnte nach 53' aus dem Wasser steigen.
Ab ging es auf die Radstrecke, und was soll ich sagen - hier fühlte ich mich zuhause. Dass es ein heisser Tag werden würde war klar. Ich war schon immer in der ersten Reihe dabei wenn es darum ging, das Maul gross aufzureissen. Hitze mache mir nichts aus, da entfalte sich erst meine ganze Leistungsfähigkeit. Nur: Hitze in der Schweiz und Hitze an der Spanischen Küste, das sind zwei Paar Schuhe. Und so hatte ich endlich die Gelegenheit, diese Theorie auch zu beweisen.
Das gelang mir ganz gut - ich fuhr den Radsplit meines Lebens! Die Hitze beflügelte mich und ich schaffte es abermals, ruhig zu bleiben in Situationen, die mich sonst aus der Ruhe gebracht hätten. Ich konnte genug essen und trinken, und zum ersten Mal auf einer Langdistanz hatte ich auch nach über 150 Kilometern noch das Gefühl, nicht überzockt zu haben. Nach 4:56 war für mich der Radsplit zu Ende - ich war fast 20 Minuten schneller als in Zürich, und das auf einer Strecke, die nicht wirklich leichter zu fahren war.

Leider hat alles Schöne irgendwann mal ein Ende, und bei mir war das nach zwei Kilometern auf der Laufstrecke. Ich flog aus dem Wechselzelt und fühlte mich grossartig - meine Beine taten nicht weh, waren nur etwas müde. Doch dann ging es los mit den Schmerzen. Ich hatte neue Schuhe an den Füssen, die ich zuvor zwar eingelaufen hatte - offenbar jedoch nicht genug. Nach vier Kilometern fing mein Magen an zu rebellieren, sodass ich notfallmässig die nächste Chemotoilette aufsuchen musste. (Toilette ist übertrieben - Sauna wäre eine bessere Bezeichnung.) Danach gab mein Bauch zwar Ruhe, doch ich war nicht mehr in der Lage, sauber aufzutreten. 2008 dachte ich, eine harte Zeit auf der Laufstrecke gehabt zu haben - hier, in Spanien, durfte ich feststellen, dass Zürich 2008 eigentlich gar nicht so schlimm war. Ich habe lange und viel an meinem Laufstil gearbeitet. Wenn man dann plötzlich einfach nicht mehr in der Lage ist, wie gewohnt aufzutreten und sich abzustossen, dann wird alles zur Improvisation. Ich fühlte mich etwa so elegant wie eine Ente mit Gehirnerschütterung. Hinzu kam, dass die dortigen Gels von einer Abscheulichkeit waren (Geschmacklich zumindest), dass mir so richtig schlecht wurde und ich nach der dritten Tube kapitulierte. Das ging ziemlich genau bis Kilometer 30 - dann erst wurde es besser. Immerhin - die letzten Kilometer konnte ich geniessen. Ich konnte wieder rennen. Und ich dachte an all das Positive, was ich an diesem Tag bisher erleben durfte. An die gute Stimmung unter den Pro-Athleten, selbst auf der Strecke. An die nahezu perfekte Orgenisation. Das schöne Wetter. Wie gut ich mich auf dem Rad gefühlt hatte. Ich wusste nicht, wie lange ich schon unterwegs war, doch das verlor mehr und mehr an Bedeutung - ich wollte am Ende des Tages sagen können: "mehr war nicht drin". Und das würde mir gelingen!

Als ich auf die Zielgerade einbog und mit den Leuten feiern wollte, sah ich zum ersten Mal die Uhr, und die zeigte 9:29 Stunden und zählend an...
Für den Sprint reichte es noch. Ich würde NICHT nach 9:30 finishen. Also zog ich die letzten Register - und beendete dieses Rennen in 9:29:38 Stunden.

Natürlich: ich wollte die 9-Stunden-Grenze durchbrechen. Als ich vom Rad stieg und loslief, fühlte ich mich auch, als ob es klappen könnte. Dass dann der Marathon solch eine Tortur wurde - das war ein Fehler meinerseits (die Schuhe) und eine gute Portion Schicksal. Doch es beruhigt mich auch irgendwie. Ich bin zurück! Das Rennen war schneller, das Laufen viel härter als im letzten Jahr - und abermals blieb ich unter 9:30 Stunden. Und nächstes Jahr... da ist alles offen!

Ich möchte mich bei allen bedanken, die mich in Spanien unterstützt haben. Auf der Strecke ist man als Athlet zwar alleine, doch keiner bringt seine Leistung, wenn er nicht Menschen im Rücken hat, die ihn unterstützen, an ihn glauben und ihn durch die harten Passagen tragen. Danke!

Mein besonderer Dank und Respekt geht an den Trainingspartner von Andreu Serra, dessen Namen leider niemand auf dem Platz wusste. Er hat sein ganzes Rennen seinem Freund gewidmet. Er trug Blumen über die Ziellinie und ehrte damit seinen Partner auf eine Weise, vor der wir uns nur verneigen können. Diese erste Challenge Barcelona wurde von diesen beiden Triathleten geprägt, und soweit es mich betrifft - dies wird das Rennen von Andreu Serra bleiben.

Herzlichst,

Fabian

Mittwoch, 30. September 2009

Prognosen

Es ist noch gar nicht so lange her, dass wir laut Kalender endlich den Sommer begrüssen durften. Ich bin der Ansicht, dass wir dieses Jahr wirklich verwöhnt wurden, was Sonnenschein und Temperaturen betrifft - zumindest im Vergleich zum letzten Jahr. Wirklich - vom Mai bis jetzt, Ende September, konnte man praktisch immer im kurzen Trikot trainieren, was die Lebens- beziehungsweise Trainingsqualität ordentlich steigert.

Derzeit blicke ich auf eine Saison zurück, die nicht gerade ein Highlight, sicher jedoch nicht schlecht war. Das letzte vergleichbare Jahr war 2006 - mein erstes Jahr als lizenzierter Pro-Athlet auf der Langdistanz.
Dieses Jahr fühlte ich auch auf der kurzen Distanz endlich wieder den gewohnten Druck. Der Ironman stellte mich nicht wirklich zufrieden, da ich mir mehr erhofft hatte - oder weniger, wenn man die Endzeit ansieht.
Doch dann kam die "Wende" - neuer Lungenarzt, neue Diagnose, neue Dosierung der Medikamente. Nach zwei Wochen praktisch ohne Medikation konnte ich in Locarno meine ehemalige Bestzeit von 4:11 Stunden um ganze sieben Minuten nach unten drücken und das, obwohl mir auf dem Rad die Kette 'raussprang und ich auf der Laufstrecke mit leichter Atemnot zu kämpfen hatte.
Es lief gut. Ich war zufrieden mit dem Wettkampf und fühlte mich gut vorbereitet für den noch ausstehenden Saison-Abschluss in Barcelona.

Morgen früh geht es los - ich werde mit dem Auto durch Frankreich fahren und in Pineda de Mar absteigen, etwa einen Kilometer vom Austragungsort Calella entfernt.
Die letzten Tage waren alles andere als eine optimale Vorbereitung - da ich die meiste Zeit mit meiner Band "Sláinte" im Tonstudio verbrachte, kam das Training natürlich zu kurz. Klar - so nahe am Wettkampf lässt sich an der Endform nichts mehr machen, doch fürs gewissen wäre es schon beruhigend gewesen, die eine oder andere Stunde im Sattel verbracht zu haben. Der mentale Stress tat sein übriges - und alles in allem macht es sehr schwer, eine Prognose für die Challenge zu stellen.
Ich weiss nicht, was auf mich zukommen wird in Spanien. Vielleicht klappt alles, und mir gelingt ein fantastisches Rennen. Das hoffe ich.
Mein persönliches Ziel ist es, bei dem Rennen alles zu geben, was ich habe. Die Saison mit einem Rennen abzuschliessen, von dem ich am Ende sagen kann: das war das Maximum. Mehr ging nicht.

Ich wünsche allen einen guten Saisonausklang - sei dies beim wohl verdienten Bier im Garten oder bei der Reise nach Hawaii. Der Winter kommt schnell genug, die nächste Saison schleicht sich bereits an. Geniesst die Zeit, die ihr völlig stressfrei an der Sonne verbringen könnt, ohne zu frieren! Ich freue mich auf ein schnelles und hartes Rennen in Calella und werde mich von dort wieder melden.

Herzlichst,

Fabian

Mittwoch, 2. September 2009

Experimente

Im Sport gibt es viele Dinge, die nicht ganz perfekt laufen. Fairness im Wettkampf ist ein Stichwort mit welchem man stundenlange Debatten auslösen kann.
Ich betrachte mich selbst als einen tendenziell sehr fairen Athleten. Nur "tendenziell" deshalb, weil man nicht wirklich kontrollieren kann, wem man beim Schwimmstart nun eins überbrät. Weil es praktisch unmöglich ist, am Verpflegungsstand nur eine der gleich drei entgegengestreckten Geltuben zu erwischen und somit andere zu berücksichtigen. Weil es manchmal einfach nur blöde ist, selbst "fair" (das heisst, alleine und ganz ohne Windschatten) zu fahren, wenn linker Hand Pulks mit dreissig, vierzig Athleten Rad an Rad an einem vorbeiziehen.

Seit meiner Kindheit kämpfe ich mit einem Problem, welches im Sport, gerade im Spitzensport, oft als Vorwand, als Mittel zum Zweck missbraucht wird: ich bin Asthmatiker.
Wurde in früheren Jahren noch versucht, dieser Krankheit mit Homöopathie Herr zu werden (was mir schlaflose Nächte, eine Allergie gegen Schafswolle und die Prophezeiung einbrachte, niemals in meinem Leben Sport treiben zu können ohne mich umzubringen), fand auch ich vor unterdessen über zehn Jahren zur Schulmedizin. Und nicht lange darauf zum Sport.
Nur: Seither bin ich, mal mehr, mal weniger, darauf angewiesen, Medikamente zu mir zu nehmen, die, wie man so schön sagt, auf der schwarzen Liste stehen.
Es verstand sich für mich von selbst, dass diese Medikation bei den diversen Sportverbänden wie Swiss Olympic oder dem Tri Austria gemeldet wurde. So füllte ich jedes Jahr die entsprechenden Formulare der Anti-Doping-Gesellschaften aus und wurde registriert. Nur: da meine Medikamente in eine Sparte fielen, wo man von "vereinfachtem Verfahren" sprach (oder zu Deutsch: Doktor unterschreibt's, bewilligt wird's), wurde mir sehr bald klar - so ein Wisch mit der unterschriebenen Bewilligung sagt gar nichts aus. Praktisch jeder, der das wollte, bekam den Stempel des Okay auf die Verwendung von Medikamenten, welche die Lungenfunktion unterstützen - und noch weitaus mehr. Das traurige an der Sache ist, dass mir mehr als nur ein Athlet dies bestätigten - ohne dabei rot anzulaufen.

Doch offenbar ist damit nun schluss. Ab diesem Jahr, also 2009, reicht es nicht mehr, sich vom Arzt ein Mittelchen verschreiben zu lassen - man muss seine Krankheit per vorgeschriebenem Test nachweisen. Das heisst, ein Athlet der unter "Leistungsasthma" leidet (also Atemnot, welche sich bei Belastungen einstellt), wird auf einen Ergometer geklemmt und muss sich dort unter ärztlicher Aufsicht so richtig die Kante geben, bevor irgend etwas bewilligt wird. Bei akuten Permanent-Asthmatikern (somit auch bei mir) wird ein Methacholin-Test gefordert - ein Lungenfunktionstest mit anschliessender Inhalation von Asthma-provozierenden Stoffen.

Gestern war es für mich so weit - ich hatte meinen Test. Eine Woche zuvor "durfte" ich die Medikation gänzlich absetzen, und dann wurde gemessen.
Ich habe mich selten in meinem Leben so unwohl gefühlt wie in dieser Kabine - bereits nach der dritten Abgabe des Methacholins musste der Test abgebrochen werden, weil meine Lungenfunktion auf weit unter 80% des Standards gefallen war. Die Nachwirkungen merke ich auch noch heute, am Morgen danach, und wenn ich mich an meinen letzten solchen Test erinnere, dann wird es auch noch ein Weilchen dauern, bis ich wieder voll einsatzfähig bin. Mein Asthma ist leider noch immer vollkommen real - doch dank dem Sport fällt es mir zunehmend leichter, diese Krankheit zu kontrollieren.

Für mich heisst das konkret: Locarno wird ein Experiment. Ich möchte auch weiterhin nicht von meiner Schiene abweichen und werde den Wettkampf stattdessen ohne Medikation angehen - die wird erst wieder eingesetzt, wenn das Methacholin vollständig ausgeschafft ist.
Im Hinblick auf meine Ambitionen an der Challenge Barcelona ist es mir wichtig, von selbst wieder vollends zu genesen - auch wenn das heisst, am Sonntag anderen den Vortritt zu lassen.

Doping im Triathlon ist, wie überall, unterdessen leider definitiv ein Thema. Und während die meisten der Top-Athleten so gut kontrolliert werden, dass die Nationalen Dopingagenturen sogar bescheid wissen, wenn mal ein Aspirin genommen wird, so beginnen mehr und mehr Breitensportler damit, Medikamente zu missbrauchen um ihre Leistung zu erhöhen. Dies ist leider weder eine Frustaussage meinerseits noch eine Düstere Legende, sondern eine Tatsache, über die man nicht hinwegsehen darf.
Die WADA (World Anti Doping Agency) unternimmt immer wieder neue Schritte, um das zu verhindern (die oben genannten Anpassungen der Bestimmungen bezüglich Anti-Asthmatiker waren ein solcher Schritt), doch am Ende liegt die Verantwortung vor allem bei uns: den Athleten.

Darum mein Appell an euch da draussen: bleibt fair. Macht einmal einen Abstecher auf die entsprechenden Seiten im Internet, lest die Wettkampfregeln durch - und freut euch, wenn ihr einen Wettkampf aus eigener Kraft beendet habt. Denn darum geht es doch schliesslich, oder?

www.antidoping.ch - die Anti-Doping-Gesellschaft der Schweiz

www.nada.at - die Nationale Anti Doping Agentur Österreich

http://www.wada-ama.org/en/ - die World Anti Doping Agency

Herzlichst,

Fabian

Dienstag, 11. August 2009

Entscheidungen II

Es ist vollbracht - ich stehe auf der Startliste zur Challenge in Barcelona. Das heisst, am 4. Oktober 2009 werde ich zum ersten Mal in meinem Leben zu einer zweiten Langdistanz innerhalb eines Jahres antreten. Ich freue mich sehr auf diese Erfahrung und habe vieles vor für dieses Rennen.
Zeitgleich heisst es aber auch, dass der Zeit- und Trainingsplan bis im September etwas umgestellt werden muss.

So habe ich mich entschieden, dieses Jahr auf den Start am Uster Triathlon zu verzichten. Der Grund ist der, dass sich dieses Wochenende noch in einem Zeitraum befindet, in welchem ich intensives Training für Bacelona setzen sollte. Da sich nun alles nicht auf Locarno konzentriert, sondern auf einen Termin gut einen Monat später, verschiebt sich die ganze Periodisierung nach hinten. Zu Deutsch: Locarno wird der Startschuss zur Endphase im Training für die Challenge am 4. Oktober sein.

Ausserdem möchte ich an dem Wochenende in Uster die Chance wahrnehmen, anderen Athleten einmal beim Wettkampf zuzusehen und sie anzufeuern - seit Jahren war ich an diesem Wettkampf am Start und freue mich nun darauf, heuer einmal als Zuschauer vor Ort zu sein.

Herzlichst,

Fabian

Mittwoch, 5. August 2009

Entscheidungen

Der Ironman Switzerland 2009 ist Geschichte. Es war kein schlechtes Rennen, doch es hinterliess bei mir nicht unbedingt den Geschmack von Gummibärchen und Eiscrème.
Anschliessend galt es, mit Frust und aufkommendem Selbstmitleid fertig zu werden - und den Rest der Saison zu planen.

Nahe liegend war es, den Fokus schnell auf ein neues Rennen zu legen - Locarno war da die erste und logischste Wahl. Ein Rennen, das mir schon immer gepasst hatte - viel Schwimmen, im Vergleich dazu wenig Rad und eine gute Laufstrecke. Ein Saison-Abschluss mit grossem Motivationspotential.

Allerdings merkte ich schon bald, dass mir das nicht reichte. Seit Jahren schon sieht respektive sah meine Wettkampfsaison in etwa gleich aus: Saisonstart mit dem Halbmarathon in Winterthur, dann Triathlon in Zug, Zürich, Uster und Locarno, je nach dem noch ein Lauf - und fertig.
All diese Wettkämpfe haben ihren eigenen Reiz und ich mag sie gerne. Doch unterdessen kenne ich jede einzelne Wechelszone in- und auswendig. Ich weiss, wann, wie und wo ich welchen Handgriff mache - und werde dabei gerade in der vierten Disziplin immer etwas langsamer, wie mir scheint. Irgendwie fehlt der Reiz des Neuen.

Während der letzten Woche stiess ich dann auf die "Challenge" in Barcelona - ein Konkurrenzwettkampf zur Weltweiten Ironman-Serie. Ein Wettkampf über die volle Langdistanz (also 3,8 Km schwimmen, 180 Km Rad fahren und 42,2 Km laufen), der am 4. Oktober dieses Jahr in Calella nahe Barcelona über die Bühne geht. Ein Rennen in Spanien also - einem Land, das ich bisher nur aus Trainingslagern und Ferien kannte.
Wie ich dann die Streckenpläne ansah, keimte in mir die Idee, dass es vielleicht gerade richtig wäre, einmal alle "Traditionen" über den Haufen zu werfen und mich entgegen meiner bisherigen Prinzipien doch nochmals im gleichen Jahr auf eine zweite Langdistanz vorzubereiten.

Da ich mich selbst ganz gerne als ansatzweise vernünftig ansehe (soweit man bei diesem Sport überhaupt von Vernunft reden kann), schlief ich nochmals zwei Nächte über diese Idee. Als dann meine Euphorie noch immer ungebrochen war, entschied ich mich.

Ich werde am 4. Oktober in Calella an den Start gehen.

Ich informierte also meinen Coach Olivier Bernhard von meinem Vorhaben, er unterstützte die Idee - und passte mir meinen Trainingsplan sofort auf die neue Herausforderung an.
Für mich heisst das jetzt: nichts mit Saisonausklang in Locarno. Ich werde dieses Rennen zwar fahren, auch mit den gleichen Zielen wie bisher - doch es wird "nur" eine weitere Stufe der Vorbereitung auf das Rennen in Barcelona sein. Dort möchte ich nochmals Vollgas geben und die Saison 2009 mit einem Top-Resultat abschliessen!

Herzlichst,

Fabian

Samstag, 1. August 2009

Ironman und...

Es ist nun gut drei Wochen her, seit der Ironman Switzerland in Zürich über die Bühne ging. Zeit also für einen Bericht!
Dass dieser nicht eher kam, hat seine Gründe. Nach einem Ironman durchläuft man in der Regel so ziemlich alle Stadien der psychischen Zustände, und bis sich das beruhigt hat, ist es praktisch unmöglich, neutral über das Rennen zu berichten.

Was lässt sich über den Wettkampf sagen?

Es war ein gutes, hartes Rennen. Das Wetter war nach meinen Massstäben nicht perfekt, aber mal ehrlich - dass wir hier in der Schweiz tatsächlich mal über 30°C im Schatten bei Windstille haben, ist eher selten und war auch nicht zu erwarten. Es war wärmer als im letzten Jahr, und das allein zählte.

Ich hatte meine Ziele, Träume und Wünsche für diesen Wettkampf und ging gut vorbereitet ins Rennen. Der Schwimmstart verlief perfekt - ruhiges Wasser, der Helikopter wie immer eindrucksvoll direkt über uns - ein langer Tag hatte begonnen. Ich heftete mich schnell an die Spitzengruppe und konnte dort ein gutes Tempo halten.
Dass ich meine angestrebte Zeit von unter 50 Minuten nicht erreichen konnte, hatte ich am Ende meinem eigenen Fehler zu verdanken: in der ganzen Euphorie schwamm ich im "Kielwasser" eines anderen Athleten, der auf der zweiten Runde allerdings auf einmal in die falsche Richtung schwamm. So machte ich zusätzliche Meter, die nicht notwendig gewesen wären. Mit einer Schwimmzeit von etwas über 52 Minuten bin ich allerdings nicht unzufrieden - ich weiss nun, dass ich in den vorderen Rängen mitreden kann, wenn es um die erste Disziplin geht.

Beim ersten Wechsel nahm ich mir, anders als im letzten Jahr, kurz die Zeit, auf das Wetter zu achten. Es regnete leicht und war nicht sonderlich warm - Ein zusätzliches Radtrikot sowie Ärmlinge waren also angesagt. Auch wenn mich das etwa eine Minute extra kostete - dieses Jahr fror ich nicht mehr als unbedingt notwendig.
Die erste Runde auf dem Fahrrad verlief zu 100% nach meinem Zeitplan - ich fand mein Tempo, konnte den Rhythmus halten und auch bergauf sehr regelmässig fahren.
Der Hammer kam auf der zweiten Runde, nach insgesamt etwa 120 Km. Ich hatte bis zu diesem Zeitpunkt sehr wenig Energieriegel gegessen und mich fast nur von Gels ernährt - das waren wohl zu viel, wie ich bald merkte. Plötzlich wurde mir schlecht, und zwar wie selten zuvor. Mir wurde schwindlig, ich begann, auf dem Rad zu schwanken. Ich sah mich schon am Strassenrand die Rabatten düngen - aber irgendwie ging es weiter.
Ich wurde sehr oft überholt auf den nächsten Kilometern und fühlte mich sehr schlecht. Irgendwann kam dann Remo Stirnimann, der wie ich für das Team Tempo-Sport olivierbernhard unterwegs ist, an mir vorbei. Von ihm erhielt ich einen Energieriegel, und die etwas festere Nahrung war offenbar genau das Richtige. Mit jeder Minute ging es mir besser, ich konnte das Tempo wieder aufnehmen und auch die zweite Runde gut zu Ende fahren. Doch der Schaden war bereits entstanden - ich hatte viel Zeit verloren.

Wie ich dann vom Rad stieg, ging es mir wohl so wie vielen anderen auch: ich fragte mich, wie ich jetzt noch einen Marathon laufen wollte. Doch siehe da: wie ich aus der Wechselzone kam, spielten meine Beine perfekt mit. Ich fand meinen Rhythmus sehr schnell und konnte ohne jegliche Schmerzen die erste Runde laufen.
Doch dann kam der Hammer erneut: mir wurde abermals schlecht, und diesmal wusste ich nicht, woher die erneute Übelkeit kam. Ich schaffte es aber, die Ruhe zu bewahren und auch den Laufrhythmus aufrecht zu erhalten. Mein Coach Olivier Bernhard war gleich am Anfang der Laufrunde an der Strecke - er konnte mich motivieren, es doch noch einmal mit den Gels zu versuchen. Und es klappte ein zweites Mal: ich konnte mich fangen und das Tempo wieder forcieren. Die nächsten beiden Runden konnte ich endlich ein gutes Tempo laufen - bis dann am Ende der dritten Runde eine weitere kleine Krise dazukam. Doch dieses Mal blieb ich gleich von Beginn an ruhig, konzentrierte mich und lief einfach weiter - ein drittes Mal ging die Rechnung auf.
Nach 9:29 Stunden lief ich dann über die Ziellinie und war im ersten Moment einfach nur froh, es A) ins Ziel geschafft zu haben und B) unter der 9:30-Stunden-Marke geblieben zu sein. Wenn auch nur knapp.

Und dann kam, wie gleich zu Beginn gesagt, das Gefühlschaos. Im ersten Augenblick war ich euphorisch und einfach nur glücklich. Wie dann im Laufe des nächsten Tages die Schmerzen immer schlimmer wurden, kam die Ernüchterung: ich hatte mein Ziel nicht erreicht. Ich wollte schneller sein, und zwar massiv.
Dieser Zustand hielt wieder eine Weile an. "Die Gute Zeit vergisst man in der Schlechten" - ich wurde zum Ansichtsbeispiel.
Wenn man schlaflose Nächte hat, weil man jedes mal, wenn man sich umdreht, von Schmerzen geweckt wird, wenn die Verdauung nicht mehr mitmacht und die Laune im Eimer ist - dann fällt es einem zunehmend schwer, noch etwas positives am Rennen zu finden.
Nun, da die Schmerzen der Vergangenheit (und der Zukunft!) angehören, kann ich das Rennen auch auf andere Weise Revue passieren lassen und sagen: doch, es gab sehr viele positive Dinge an diesem Tag. Zum Beispiel meine Einbrüche - ich schaffte es drei Mal, mich wieder aus zum Teil wirklich schweren Krisen zu arbeiten. Indem ich die Ruhe und einen kühlen Kopf bewahrte, das anwendete, was ich in den letzten Jahren gelernt hatte und nicht in Panik geriet. Dies waren Momente, in denen ich mich auch als Pro-Athlet fühlen konnte. Das Gefühl, den Marathon am Ende mehr oder minder schmerzfrei zu laufen, einfach, weil der Körper auf die Strapaze vorbereitet war - das war eine tolle Sache. Und es gab noch mehr Dinge, teilweise kleine, im ersten Moment eher unbedeutende, die mich am Ende jedoch positiv auf das Rennen stimmen und mich auf das nächste Jahr in freudige Erwartung versetzen. Und auch in der Meinung bekräftigen, dass nächstes Jahr eine 9 zum Beginn der Endzeit einfach nicht mehr passieren wird...

Ich möchte mich ganz herzlich bei all jenen bedanken, die mich an diesem Tag und auch auf dem Weg dorthin begleitet haben:
Bei meiner Familie, die mich unterstützt und ohne die all dies gar nicht möglich wäre.
Bei Sarah Baumgartner - für die Hilfe auf der Strecke, fürs zurechtrücken des Kopfes nach dem Rennen und überhaupt.
Bei Olivier Bernhard und Reto Brändli - für die Hilfe, die Unterstützung, die vielen lehrreichen Tipps und Tricks und einfach für die Freundschaft.
Beim gesamten Team Tempo-Sport - für die gute Stimmung im Team und den tollen Wettkampf-"Spirit"!
Bei René Kuster, Marcel Kamm, Max Wiessmann und der ganzen Bande von Tempo-Sport in Thalwil - für die Hilfe, das tolle Material und die Unterstützung.
Bei GnL - für die Erfindung des besten Schuhs der Welt!
Bei Dominik Stadelmann - fürs Ausleihen der Räder, ohne die ich das Rennen wohl so nicht hätte fahren können.
Bei Remo Stirnimann - für den PowerBar auf der Strecke, der mir wohl den Tag rettete.
Bei Karin Schwarz - für die Unterstützung und die Freundschaft und allem, was sie für mich tut.
Bei Heiner Blattmann - fürs Anfeuern auf der Strecke, die Freundschaft und die Unterstützung, die er mir gibt, seit ich mit diesem schönen Sport angefangen habe.
Bei Sandro Brunner und Corinne Würmli - fürs Anfeuern, für das gemeinsame Training und die Freundschaft.
Bei Isabelle Portmann und Damian Würmli - für die gemeinsamen Trainings, das Vertrauen in meine Schwimmprogramme und die Freundschaft, die Hilfe und die gute Zeit, die wir haben.
Beim wirklich besten und zeitweise auch lautesten Fanclub der Welt - MEINEM!

Zum Schluss möchte ich mich auch bei all jenen bedanken, die ich hier nicht aufgeschrieben habe, die aber genau wissen, dass sie auf dieser Liste stehen - ich freue mich auf die nächsten Rennen!

Herzlichst,

Fabian

Montag, 6. Juli 2009

Race Week I

Es ist so weit. Die "Race Week", also die Woche vor dem Ironman, hat angefangen. Das ist die eine Woche, in der man an der Form nicht mehr verbessern, aber doch einiges runieren kann. Mit einer Erkältung zum Beispiel. Oder ähnlichem.
Das heisst also, dass die Erholung und die Gesundheit in dieser Woche im Vordergrund stehen. Ruhetage, lockere Trainingseinheiten, regelmässiges Essen, viel Schlaf.

Diese Woche ist immer etwas besonderes. Man fragt sich natürlich, ob man genügend trainiert hat. Ob das Material gut ist. Ob das Wetter gut wird.

Was kann man dagegen tun? Meistens reden wir uns alle selbst ein, dass wir völlig cool sind und dass uns all das kalt lässt, aber mal ehrlich: in uns kocht es.

Ich habe mir vor einigen Jahren ein sehr schönes Buch gekauft, das "Hagakure". Dieser alte Verhaltens- und Lebenskodex der Japanischen Samurai ist zwar nicht eins zu eins in unsere Zeit zu übertragen. Dennoch gibt es viele Dinge, die man sich zu Herzen nehmen kann und wie ich finde, auch sollte. Es geht dabei um einfache Verhaltensregeln, die alltägliche Dinge wie Respekt vor anderen Menschen und den zwischenmenschlichen Umgang betreffen.

Auch steht dort: "Dinge von grosser Bedeutung sollten mit Leichtigkeit angegangen werden."
Es ist natürlich jedem selbst überlassen, das zu interpretieren. Es gibt einen weiteren Merksatz aus den Buddhistischen Lehren: "Wenn ein Problem gelöst werden kann, ist es Zwecklos, sich Gedanken zu machen. Kann es nicht gelöst werden, sind Gedanken auch nicht gut."

Ich interpretiere das so: der Ironman kommt näher, und anstatt uns Sorgen zu machen um Dinge wie Form und Equipment, sollten wir uns freuen auf das, was kommt: eine Reise, welche jede und jeden am Ende des Tages weiter gebracht hat.

Ich freue mich auf das diesjährige Rennen!

Herzlichst,

Fabian

Samstag, 27. Juni 2009

Antworten

Vor kurzem wurde ich einmal mehr gefragt, was ich dieses Jahr vom Ironman erwarte. Klar, dass man sich so seine Gedanken macht über persönliche Ziele, realistische sowie unrealistische. Das Problem bei diesen Überlegungen ist nur, dass sie stets so beginnen: Ja, wenn...

Wenn alles gut geht. Wenn das Wetter mitspielt. Wenn ich gesund bleibe. Wenn dies und das und jenes sowieso.

In den letzten jahren durfte ich lernen, dass dies nicht die richtige Art ist, an so ein Rennen heranzutreten. Denn unausweichlich kommt dann nach dem Wettkampf das Wörtchen "Warum". Warum hat es geregnet? Warum habe ich das Wetter unterschätzt? Warum dies und das - und jenes sowieso?

Der Zufall wollte es, dass mir vor ein paar Tagen ein Zitat vorgelesen wurde, welches meine diesjährigen Ziele und Erwartungen, sowie auch die Art und Weise, mit der ich an den Ironman 2009 herangehen möchte, sehr gut auf den Punkt bringt:

>>Life should NOT be a journey to the grave with the intention of arriving safely in an attractive and preserved body, but rather to skid in sideways - Chardonnay in one hand, chocolate in the other, body thoroughly used up - totally worn out and screaming "WOO HOO, What A Ride!"<<

Noch knapp zwei Wochen.

Herzlichst,

Fabian

Mittwoch, 24. Juni 2009

Unruhen

Der Ironman kommt immer näher, und mit der sehr anstrengenden Endphase kommen mehrere Fragen auf, die man sich unwillkürlich stellt, obwohl man es nicht möchte.

Zum Beispiel:

War das Training ausreichend und gut genug (der Klassiker)?

Wird das Wetter gut?

Geht der Ernährungsplan auf?

Schaffe ich es, mich in den letzten Wochen nicht zu erkälten?

Wird das neue Material halten, was es verspricht?

Bin ich in der Lage, all die nervigen Dinge neben dem Sport aus meinem Kopf zu verbannen, bis das Rennen vorbei ist?

Kann ich mich auf nur eine Sache konzentrieren, während mich so viel anderes beschäftigt?

Werde ich den Wecker am Rennmorgen hören?

Wo hin mit meiner Angst, die mir in der Rennwoche regelmässig den Schlaf raubt?

Fragen über Fragen. Und die Antwort?

Ich weiss es nicht. Ich werde es sehen. Spätestens am 12. Juli, um 6:55 Uhr.

Mittwoch, 17. Juni 2009

Saisonstart

Lange ist es her, seit ich mich hier zu Wort gemeldet habe. Die letzten Wochen waren für mich sehr ereignisreich, und nicht alles, was ich erleben durfte und teilweise musste war positiv. Es gibt ein Sprichwort, welches besagt, dass man die guten Zeiten in der schlechten vergisst. Naja. Klar ist es nicht angenehm, wenn einem Dinge passieren, die man durch und durch als unangenehm bezeichnen kann. Und doch - ich glaube nicht, dass sich jemand wirklich herunterziehen lässt wenn er bei Aldi mal vor verschlossenen Türen steht...

Am vergangenen Wochenende, also am 14. Juni, startete ich nach einigen nicht ganz so optimalen Wochen letztendlich auch noch in die Rennsaison.
Den Triathlon in Zug verband ich bisher immer mit mehr oder weniger angenehmen Gefühlen. Während vier Jahren konnte ich dort auf der Short-Distance die Juniorenkategorie dominieren, bevor ich 2006 auf die olympische Distanz wechselte. Dort hatte ich gleich bei meinem ersten Start ein tolles Rennen, welches mich in der Agegroup aufs Podest laufen liess.
In den letzten beiden Jahren hingegen biss ich mir in Zug die Zähne aus. 2007 fehlte mir nebst dem Selbstvertrauen auch der Druck, 2008 waren es die gerade mal 8°C Aussentemperatur, die mir das Genick brachen und mich als gesamt 35. ins Ziel liessen.

Dieses Jahr war der Wettkampf für mich von Anfang an eine Poker-Partie. Die Woche vor dem Rennen war alles andere als optimal - zwei Autofahrten von beinahe acht Stunden innerhalb eines Tages bescherten mir noch am Sonntag Morgen Rückenschmerzen und die Tatsache, dass mein Wettkampfequipment gerade mal zehn Stunden vor dem Start einsatzbereit war, könnte man wohl ebenfalls eher als suboptimal bezeichnen.
Im Nachhinein denke ich aber, dass es genau das war, was mir am Ende so gut über die Strecke half - ich ging völlig ohne Druck an den Start, mein einziges Ziel war es, einen schönen Wettkampf zu erleben.

Etwa eine Stunde vor dem Start merkte ich dann noch, wie mein Vorderrad an Luft verlor und dass mein Neoprenanzug am linken Unterarm einen kleinen Riss hatte - ändern liess sich daran nun sowieso nichts mehr. Als "Backup" stellte ich mir noch meine Trainingsräder in die Wechselzone, um bei einem omöglichen Plattfuss noch tauschen zu können - dann ging es los.

Um 8:15 fiel der Startschuss. Die Bedingungen waren mehr als ideal: das Wasser hatte exakt "meine" Temperatur von 20°C, der Himmel war mehr oder weniger blau, es war warm und windstill. Der See glich mehr einem Dorfteich, und entsprechend Spass machte es, in dieses unberührte Wasser hinaus zu schwimmen.
Nach ein, zweihundert Metern konnte ich mich mit Alex Schalch, der wie ich für das Team Tempo-Sport olivierbernhard unterwegs ist, an die Spitze setzen und, was mich besonders freute, auch dort bleiben - die langen, teilweise das Gemüt zermarternden Trainings im Winter und Frühjahr zahlten sich also aus!
Nach 17:46 Minuten stieg ich gerade mal 6 Sekunden nach Alex aus dem Wasser und lief in die Wechselzone.
Die letzten paar hundert Meter der Schwimmstrecke waren für mich allerdings der blanke Nerventerror gewesen, fragte ich mich doch permanent, ob meine Reifen noch genug Luft haben würden oder ob ich tatsächlich zum Pannenstop gezwungen würde. Dass ich nach so einem guten Auftakt gerade dazu überhaupt keine Lust hatte, muss ich wohl nicht extra erwähnen.
Die Reifen waren zum Glück prall gefüllt, und auch wenn mich der kurze Kontrollgriff an die Räder ein wenig Zeit kostete - ich würde fahren können.
Das Rad war noch nie meine grosse Stärke, doch dieses Jahr fühlte ich mich um Welten besser auf dem Teer als auch schon. Das mag einerseits natürlich an meiner neuen Maschine, dem Cervélo P3C gelegen haben - was ich jedoch an Technik und Konstanz gegenüber den letzten Jahren aufs Pflaster brachte, das verdanke ich in erster Linie Olivier Bernhard und Ex-Radprofi Reto Brändli, die mir in den Wochen, die wir zusammen in Spanien waren, sehr viel beibringen konnten.
Ich schaffte es, als insgesamt vierter der ersten Startwelle (HK und AK2) auf das Laufen zu wechseln und konnte mich nach dem ersten Kilometer auf die dritte Position vorschieben. Dann beging ich allerdings den Fehler, viel zu früh den vor mir laufenden Zweiten zu attackieren - nach fünf Kilometern konnte ich mich an ihm vorbeischieben, und nach Kilometer 6 war ich wieder hinter ihm. Da ich aber um meinen Podestplatz in der HK wusste und auch sah, dass ich ein ausreichendes Zeitpolster hatte, beschloss ich, den Rest des Wettkampfes einfach zu geniessen - nach der Tortur des letzten Jahres war es einfach nur toll, dieses Rennen wieder so zu absolvieren, wie ich es eigentlich immer wollte.

Am Ende wurde ich in der Hauptklasse dritter, in der Gesamtwertung reichte es mir für den sechsten Platz. Dass ich diesen nicht zuletzt wegen meiner schnellen Schwimmzeit erreichte, freute mich besonders.

Unter dem Strich bin ich einfach nur dankbar für diesen tollen Saisonstart und freue mich nun um so mehr auf den Ironman Switzerland, welcher in 24 Tagen, also am 12. Juli 2009, in Zürich über die Bühne gehen wird.

See you there!

Herzlichst,
Fabian

Montag, 4. Mai 2009

Regentage

Derzeit im Osten nichts Neues.

Sonntag, 15. März 2009

März und was kommt

Es ist Mitte März, und ich frage mich gerade, wie das so schnell gehen konnte. Eben war es noch Februar, kalt, Schnee... Die Versuchung, anstatt EIStee einfach Glühwein in die Trinkflasche zu füllen, war allgegenwärtig.
Aber jetzt ist er da, der März - und mit ihm der Frühling. Oder?

Das dachte ich zumindest Anfang der letzten Woche. Laufen stand auf dem Programm, und wie ich Mittags im Hallenbad den blauen Himmel sah, freute ich mich auf zwei Stunden in der Sonne.
Als ich dann aber endlich die Laufschuhe montiert und den letzten Glühwein in die Spüle gekippt hatte, war der Himmel wieder schwarz, und nach fünf Minuten "auf der Piste" fiel der Schnee so dicht wie kein einziges Mal in diesem Winter. Die schon zaghaft grünen Wiesen waren innerhalb von zehn Minuten wieder weiss, ich sah aus wie ein Schneemann und fühle mich auch entsprechend. Kalt!
Als ich schon ans umkehren dachte, zogen die Wolken zur Seite, und es schien wieder die Sonne. Warm! Aber... März? Solches Wetter erwartet man normalerweise im April. Aber unter dem Strich ist man froh, dass die Strassen wieder frei sind und man das Rad von der Rolle nehmen und wieder draussen fahren kann.
Ärgerlich zwar, wenn dann gleich drei Fahrradcomputer den Dienst quittieren und man nur anhand von Google-Maps und etwas Mathematik die Trainingseinheit auch auf Papier haben kann. Schön andererseits, wenn man auf die doppelten Schuhüberzüge und sieben Thermoschichten verzichten und sich auf dem Draht (oder Carbon-)esel wieder bewegen kann.
Unter dem Strich: ich glaube, wir dürfen den Winter langsam verabschieden und uns auf die nächste Saison freuen, die nun immer näher kommt.

Immerhin auf "traditionelle" Weise habe ich mich von der kalten Jahreszeit verabschiedet - und zwar auf dem Schauenberg, am ersten März, um sieben Uhr Morgens.


Was immer ihr denkt - das war geil!

In diesem Sinne - gutes Training und viel Spass auf der Strasse! Herzlichst,

Fabian

Donnerstag, 19. Februar 2009

Winterfreuden

Seit einigen Jahren schon gibt es in der Schweiz eine Unart Namens "Gratiszeitungen". Praktisch jedes Tagblatt, das etwas auf sich hält, publiziert unterdessen einen Gratisverschnitt des Originals. Die wohl bekannteste und auch in diesem Sinne traditionsreichste heisst "20 Minuten"und könnte wohl als die schmutzige Unterhose des Tagesanzeigers bezeichnet werden.
Doch mit der Lancierung dieses Heftchens wurde eine regelrechte Lawine losgetreten, was dann irgendwann, oder besser, vor etwa einem Jahr, im "Blick am Abend" gipfelte. (Für alle Deutschen: der Blick ist die "Bild" oder die "Bunte" der Schweiz.)
Und im Blick am Abend bekommt, endlich, das Schweizer Folk eine Stimme! Jawohl! Piepegal, dass es hier zu Lande die Demokratie wohl schon länger gibt als Druckerpressen - endlich hat das Volk. Eine. Stimme. Früher brauchte es dazu einen Robbespierre und die Bastille - heute reichen "aufgestellte" Reporter und das Ringier-Pressehaus. Die Zeiten haben sich geändert.

Wie dem auch sei - so oft über diese Blätter gelästert wird, so häufig werden sie gelesen, und ich muss zugeben, dass ich da auch keine Ausnahme bin. Die liegen dermassen zahlreich in den Zügen herum, man kommt gar nicht umhin, sich auf den neusten Stand zu bringen. Updaten, wie es ja unterdessen heisst.
Im Blick am Abend erfahren wir von den Geschehnissen des Tages, und zwar immer und ausschliesslich nach klaren Regeln der Priorität: so weiss man zum Beispiel stets zuerst, welcher Promi Geburtstag hat oder gerade mal wieder schwanger geworden ist. Dann erst kommen Nebensächlichkeiten wie der Untergang eines Öltankers oder aber ein weiterer Selbstmordanschlag im fernen Osten.
So geht es weiter, man wird gespickt mit News, Party-Tipps und allem, was hip und in ist. Am Ende dürfen sich immer zwei hoffnungsvolle Singles vorstellen, und dann gibt es da noch das "Schatzchäschtli", wo viele Leute sich per SMS und ganz öffentlich bei "ihrem Schatzi" dafür bedanken, dass sie Zeit mit ihm oder ihr verbringen durften, denn sie hätten in ihm/ihr den Mann respektive die Frau für's leben gefunden und überhaupt waren die vergangenen drei Wochen, die die Beziehung nun schon dauert, die schönsten des Lebens.
Da wird einem doch so richtig warm ums Herz - umso erstaunlicher fand ich daher das "Winter-Special" vom letzten Montag. Da hörte man Volkes Stimme dröhnen: es reicht uns jetzt mit dem Winter! Genug vom Schnee, wir wollen Sonne! Und quer durch die ganze, ich nenne es mal "Zeitung" hindurch kamen immer wieder Leute zu Wort, die ihr empörtes Statement abgaben und befanden, dass es nun genug lang Winter war. (Vor zwei Wochen, wie es warm wurde, plärrten exakt die gleichen Fratzen nach mehr Schnee, weil das ja so kein Winter nicht sei und überhaupt gehe die Klimaerwärmung jetzt deutlich voran, es ist an der Zeit, dass man aktiv wird...)

Nun denn. Ich freue mich über den Schnee, das habe ich auch bereits kundgetan. Es ist Februar, und bitte sehr: da darf es kalt sein. Lieber jetzt als im Mai, und abgesehen davon ist es schön, mal wieder durch verschneite Wälder zu rennen und den Schnee unter den Füssen knirschen zu hören. Aber vielleicht bin ich da ja eine Ausnahme.
Heute Morgen stand bei mir ein Nüchternlauf auf dem Programm, das heisst: ohne Frühstück ab in die Kälte. Und kalt war es, das Thermometer war bei -14°C festgefroren. Eingepackt wie das Michelin-Männchen lief ich los - und war begeistert. Endlich spürte ich den Winter wieder einmal so richtig, gerade heraus ins Gesicht. Die Luft war so kalt und frisch, dass es weh tat, die Strassen aalglatt, die Bäume mit Frostnadeln verziert. Und das alles bei Sonnenaufgang - herrlich. Für einen kleinen Moment taten mir all jene leid, die das nicht miterleben durften...

...und dann änderte ich meine Meinung. Morgendliche Läufe bei diesen Temperaturen werden von den meisten mit einem nur noch schwer therapierbaren Knacks im Oberstübchen verbunden, doch das war nicht der Grund: ein anderes Szenario drängte sich mir auf. Wenn noch mehrere auf solche Ideen kämen - wie sähe es dann im Wald aus, so früh am Morgen? Was für ein Gedränge das gäbe! Und im "Schatzchäschtli" sähen die Meldungen bald einmal so aus:
"Ich (w), rosa Odlo-Jacke, traf dich (m), schwarzer Adidas-Trainer und gefrorenen Rotz im Dreitagebart am Dienstag am Üetliberg beim Joggen. Haben uns angesehen. Kann deine strahlende Oakley nicht vergessen. Hast du Lust, das nächste Mal mit mir gemeinsam zu schniefen? Bitte melden: rosa_triefnase@gmx.ch"

...manchmal bin ich froh, nicht ganz dicht zu sein.

Herzlichst,

Fabian

Donnerstag, 12. Februar 2009

Die Sache mit der Motivation

Der Februar ist da, und mit ihm hat der Winter nochmals Einzug gehalten. Ende Januar fingen plötzlich die Temperaturen an zu steigen, der Schnee verabschiedete sich - und viele glaubten an den Frühling.
Zugegebenermassen hatte auch ich meinen Spass - die Tage werden langsam länger, und im Abendlicht zu laufen ist nach wie vor etwas vom Schönsten. Im Wald riecht es plötzlich wieder nach Leben und nicht mehr nach Schnee, die ersten Vögel fangen an zu singen - ja, das ist schon nett.
Anfang dieser Woche aber fegte Quentin (oder wie er hiess) über die Schweiz und stellte so einiges auf den Kopf. Und dann kam der Schnee zurück.
Jetzt ist der Winter wieder da, und meiner Meinung nach ist das auch gut so. Im Februar darf es Winter sein. Ich habe den Schnee lieber jetzt als an Ostern. Und vor allem habe ich die Hoffnung, dass sich die alte Bauernregel als wahr erweist: auf einen rechten Winter folgt ein rechter Sommer.

Dies ist eine schöne Theorie, und ich versuche, mich daran zu halten. Also: Blick nach Vorne. Die Motivation wird sich derzeit bei den meisten im Sinkflug befinden, da bin ich auch keine Ausnahme - es ist das dumpfe Gefühl, auf einem backstein geschlafen zu haben. Man ist müde, Energielos und vor allem: jeden Morgen findet man hundert Gründe, im Bett zu bleiben.
Meine Strategie hierfür: ich suche jeden Morgen fünf Gründe, um aufzustehen. Das ist nicht immer einfach, aber: es funktioniert. Auch wenn es die Freude auf den Frühstückskaffee ist - hat man einen Grund gefunden, das warme Bett zu verlassen, ist auch der Februar zu ertragen. Ich kann es also nur weiterempfehlen.

Ansonsten gibt es einige Patentzerepte gegen den Frühjahrskoller: Lange Trainings im Hallenbad, Läufe im Schnee - oder aber die andere Seite: Tee, Bücher, Badewanne. Und was einem sonst noch so einfällt bei den Temperaturen. Und vor allem: man nehme es mit Humor, selbst wenn die Rad-Ausfahrt am Samstag Nachmittag so endet:


Ich wünsche euch allen einen schönen Start in den Februar - geniesst den Winter, so lange er noch da ist! Geht in den Schnee, nur nicht unbedingt mit dem Rennrad...

Herzlichst,

Fabian

Donnerstag, 29. Januar 2009

Materialschlacht im Becken

Das Hallenbad ist ein schöner Ort, um Leute aller Art kennen zu lernen. Man trifft sich, lernt sich etwas besser kennen und einschätzen, freundet sich an oder beginnt einen Kleinkrieg. Man merkt sich die Gesichter, die stets zur gleichen Zeit auf der gleichen Bahn trainieren und lernt, miteinander klar zu kommen. In den meisten Fällen geht das ganz gut, und so kommt es, dass es in den meisten Hallenbädern nebst den offiziellen Vereinen noch ein paar frei zusammengewürfelte "Schwimmclubs" gibt.

Immer mal wieder geschieht es aber, dass plötzlich Leute aus dem Nichts auftauchen, die niemand je zuvor gesehen hat - und die sich dann aufführen wie ein Kuckuck im Nest. Mitten auf die Bahn, mal um sich schlagen - und dann laut werden, wenn es jemand wagt, ein wenig zu spritzen.
Vor kurzem bot sich mir jedoch ein neues Bild: ein Herr in mittleren Jahren und mit ansehnlichem Umfang kam zu uns, setzte zielstrebig seine Brille auf und liess sich ins Wasser fallen. Das ist der einzig passende Ausdruck, so leid es mir tut. Doch anstatt los zu schwimmen, bot er uns eine regelrechte Show. Zu der Brille kamen hinzu: ein Pull Buoy, Paddles - und Flossen. Und dann ging es los.
Was mich zu der Überlegung führte, wie es zu so etwas kommen kann: einen riesen Berg Equipment bei der Hand, aber absolut keine Idee, wofür man es einsetzen kann. Oder sollte.

Wer meinen letzten Eintrag vom 14. Januar gelesen hat, der weiss: auch ich besitze einiges an sogenannten Schwimmhilfen. Pull Buoy, Paddles, Brett, AntiPaddles, Stabilisations-Paddles und Flossen sind Dinge, die ich immer wieder einmal gerne verwende. Aber: ich setze dieses Equiment ein, um in meinem Trainig an ganz bestimmten Orten gezielte Reize zu setzen, um ausdauernder und schneller zu werden. Hierzu braucht es meiner Meinung nach lediglich ein wenig logisches Denken. Woher kommt also dieser Irrglaube, dass möglichst viel Material einen a) besseren und b) versierteren Schwimmer ausmacht?

Leider ist es auch hier so, dass dahinter zu einem grossen Teil die Marktwirtschaft steht. Die Läden werden überflutet mit Artikeln, die angeblich das Schwimmen vereinfachen, den Stil oder die Technik verbessern und überhaupt alles perfekt machen. Bei jeder dieser Neuerscheinungen hat überdies entweder Ian Thorpe oder gar Michael Phelps an der Entwicklung mitgearbeitet. Und so kommt es, dass oftmals sugeriert und offensichtlich auch geglaubt wird, dass einem diese Dinge ermöglichen, so zu schwimmen wie die oben genannten Topathleten.
Leider sieht es in der Realität aber etwas anders aus. Man braucht nicht eine Tonne an Material neben dem Becken zu haben, um besser zu schwimmen. Ab einem gewissen Level kann es helfen, wenn man es gezielt einsetzt, aber um effizient zu trainieren und gleichzeitig noch etwas Abwechslung zu bekommen, reichen ein einfaches Brett (Kickboard) und ein Pull Buoy.
Und das ist auch, wie die Spitzenschwimmer trainieren: mit Kopf und Körper. Und wenig Equipment.

Ich möchte niemandem den Spass an seinen neuen Paddles verderben oder sagen, dass so etwas gar nichts bringt. Wer jedoch hingegen bereit ist, an sich selbst zu arbeiten, seine Technik zu verbessern und dann konzentriert schwimmt, wird mit Sicherheit mehr erreichen, als wenn er sich auf Schwimmhilfen verlässt, die ihm etwas vorgaukeln, das nicht da ist. Wir alle können schwimmen - auch ohne Plastik.

Ich wünsche euch allen viel Erfolg im Training und viel Spass auf der Bahn!

Herzlichst,

Fabian

Das Photo zeigt Michael Phelps bei einem Startsprung an den Olympischen Spielen. Alle Rechte an dem Bild gehören allein dem Photographen.

Mittwoch, 14. Januar 2009

Kurzweiliger Januar

Es ist Winter. So richtig. Und das ist schön. Es friert bei Temperaturen meist unter null Grad, auch Tagsüber, und es liegt Schnee. Nicht übermässig viel, aber es reicht, um den Wiesen einen feinen weissen Teppich zu verpassen. Hach, wie romantisch!

...

...aber jetzt mal im ernst: so schön das alles auch aussieht, es gibt trotzdem unheimlich viele Menschen, die sich aufregen über das Wetter. Und zwar so richtig. Ich finde das immer sehr interessant und komme nicht umhin mich zu fragen, was denn nun so schlimm ist an den paar Schneeflocken auf der Strasse. Nach und nach komme ich da zu dem einen Schluss: den meisten ist es schlichtweg langweilig, jetzt im Januar.
Ich für mein Teil geniesse es, wenn es draussen mal wieder so richtig kalt ist. Klar - auch ich friere ab und an, und zwar gar nicht gerne. Aber mal ehrlich: in den letzten Jahren konnte man spärlich von "Winter" reden. Es hiess nur immer "ach, wie gerne hätten wir jetzt Schnee" oder "warum ist es so warm, im Dezember sollte es morgens Eisblumen am Fenster haben."
Voilà, jetzt ist es so weit. Die ersten Seen sind zugefroren, die Wälder sind verschneit - und schon geht es los. "Ich freue mich sooo auf den Sommer, diese verd***te Kälte ist sowas von überflüssig".
Ich freue mich über den Winter, genauso, wie ich mich auf den nächsten Sommer freue. Warum sich aufregen? Ändert sich dadurch auch nur irgend etwas?
Aber nein, schlecht gelaunte Menschen überall. Man merkt derzeit sehr gut, dass der Mensch eben doch ein Rudeltier ist, so im Sinne von "Einer für Alle". Ja, im Ernst - derzeit sind die meisten nur allzu bereit, anderen ihre Stimmung zu vererben, die miese Laune wie ein Gen zu verbreiten. Ist ja auch richtig so, das Allgemeinwohl ist im kollektiven Bewusstsein so stark verankert wie noch nie. Wir kümmern uns...

...und der Typ mit den blauen Badehosen hat mich schon wieder angespritzt! Auf diesen Ergometer wollte ich mich gerade setzen (oder vielleicht auch Marlies)! Das Laufband ist für alle da! Der trainiert jetzt schon mehr als zwei Sätze am gleichen Gerät!...

...und wir kommunizieren. Aus Langeweile, wie es scheint, denn echte Probleme haben wir ja nicht. Wirklich nicht, sonst würde die Vermutung, dass Angelina Jolie bereits wieder Schwanger ist, es kaum auf die Titelseite von gleich drei Tageszeitungen schaffen (die unzähligen Gratisblätter nicht mitgerechnet). Und eigentlich ist das schön, oder?


...und wem das noch nicht reicht, sprich, wer sich noch immer nicht zu beschäftigen weiss, für den gibt es in jedem Sportgeschäft jede Menge an Gadgets, sogenannten "Trainingshilfen", die sich ganz wichtig am Beckenrand stapeln lassen. So, wie zum Beispiel ich es tue. Ich habe keine Ausrede hierfür - aber jede Menge Spass beim Training!

Ich wünsche euch allen einen unterhaltsamen Januar und viel Erfolg! Sei es beim Sport bei der Arbeit oder überhaupt!

Herzlichst,

Fabian

Montag, 5. Januar 2009

Auf ein Neues!

Nun ist es also da, das Jahr 2009. Wir schreiben heute den fünften Januar, also ist das neue Jahr bereits "angezapft" - Zeit, sich ein paar Gedanken zu machen.

Gestern wurde ich gefragt, ob ich ein gutes Jahr hinter mir habe, und ich muss sagen, diese Frage war nicht leicht zu beantworten. Ist euch schon einmal aufgefallen, dass man positives viel eher für selbstverständlich nimmt als schlechtes? Ich habe mein letztes Jahr ab und zu an meinen Sportlichen Erfolgen gemessen, und dass die anders ausfielen als die Erwartungen - nun ja, das haben alle in meinem Umfeld mitbekommen. Aber hatte ich deswegen ein schlechtes Jahr? Das kann man so nicht sagen, denn: ich konnte den Ironman finishen. Ich musste keinen Wettkampf aufgeben. Soviel zum Sport. Ansonsten - nun, ich bin gesund, habe immer genug zu essen (und das ist bei meinem Appetit nicht unbedingt selbstverständlich...), ein Dach über dem Kopf und eine Heizung in meinem Zimmer. Dazu kommen Leute in meinem Umfeld, die ich mag und die sich um mich kümmern - so betrachtet war es ein fantastisches Jahr!
Ich denke, wir wollen oftmals viel zu viel - und das so sehr, dass die kleinen, einfachen Dinge oft an Bedeutung verlieren. Und das ist jammerschade, oder nicht?

Die ersten Neujahrsgespräche am Beckenrand im Hallenbad haben bereits stattgefunden, und ich habe dabei erkennen müssen, dass es wenig Leute gibt, die sich trauen, einen guten Vorsatz nur für sich alleine zu fassen. Immer muss das Umfeld noch etwas davon haben. Da frage ich mich: warum? Sind wir schon so weit gekommen, dass es in jedem Fall einen Status zu wahren gilt, den man nach Aussen aufträgt? Wie oft nehmen wir uns Zeit nur für uns?
Natürlich ist es lobenswert, wenn man etwas für die Umwelt tun möchte und sich deshalb vornimmt, per März 2009 ein Hybrid-Auto zu kaufen. Oder fortan nur noch Max Havelaar-Produkte zu verwenden gedenkt. Oder nur noch strikte biologisch-dynamisch einkauft. Aber: was hat man selbst davon? Und vor allem: wie realistisch ist so etwas? Man wird bald einmal feststellen, dass es einige Autos gibt, die im Verbrauch noch sparsamer sind als die vielgelobten Hybriden - und die weniger kosten. Die Fairtrade-Produktepalette wird sich schnell einmal als lückenhaft erweisen - und wer ist schon bereit, über längere Zeit 12.- Franken für ein Kilo gummiartiger Karotten auszugeben, die man obendrein noch mit der Scheuerbürste schrubben muss bevor man sie essen kann, wenn es die gleiche Menge Rüben im Grosshandel geputzt und gestriegelt für einen Fünftel des Preises gibt?
Wir sind alle nur Menschen, und so sollten wir uns auch verhalten. Deshalb habe ich mir nicht zu viel vorgenommen für das neue Jahr, denn: wenn ich etwas ändern möchte in meinem Leben, brauche ich damit nicht zu warten bis zum Jahreswechsel.

In diesem Sinne: geniesst den Winter, nehmt euch Zeit für euch selbst und die, welche euch etwas bedeuten. Macht Spaziergänge, geht Eislaufen und nehmt zum einkaufen das Fahrrad statt des Autos. Und vor allem: freut euch am Leben.

Ich wünsche euch allen einen guten Start in das neue Jahr!

Herzlichst,

Fabian