Freitag, 31. Dezember 2010

Abschied

Es ist schon fast so weit - das Jahr 2010 dauert nur noch wenige Stunden. Ich sitze an meinem Schreibtisch, also an dem Ort, wo ich die letzten Wochen meiner Ansicht nach beinahe etwas zu viel Zeit verbracht habe. Und ich komme nicht umhin, mir einige Gedanken zu machen über dieses Jahr, welches nun seinem Ende zusteuert.
Eigentlich habe ich dazu überhaupt keine Lust, denn wenn wir ehrlich sind uns selbst gegenüber, setzen wir "Reflektieren" unbewusst schnell einmal mit "Bedauern" gleich. Wir fragen uns, wieso gewisse Dinge geschehen sind und andere eben nicht, wieso wir unsere letztjährigen guten Vorsätze nicht umgesetzt und weshalb wir diverse Entscheide getroffen haben. Hätten wir doch nur... Und genau hiermit möchte ich gar nicht erst anfangen. Ich kann nur sagen: ich habe. Und ich habe nicht. Ändern kann ich gar nichts mehr. Ich kann mir vielleicht vornehmen, 2011 diverse Dinge anders zu machen als 2010 und auch, dass ich mich in verschiedenen Situationen anders verhalten werde als ich dies heuer tat, doch mal ehrlich - für so etwas brauche ich keinen Jahreswechsel. Einen guten Vorsatz umsetzen sollte man innerhalb von 48 Stunden nach der ersten Idee - ansonsten wird es selten überhaupt dazu kommen. Also kein: nächstes Jahr trainiere ich disziplinierter. Nächstes Jahr esse ich anders. Nächstes Jahr halte ich jedem, der mich verärgert, die andere Wange hin... nächstes Jahr, aber heute lasse ich es nochmals krachen.
Nein, das war noch nie mein Ding, und das wird auch heute nicht so sein. Stattdessen lasse ich mein Jahr Revue passieren und rufe mir all die Eindrücke in Erinnerung, die ich auf meinem Weg durch die letzten zwölf Monate sammeln durfte. Durfte und teilweise musste.
Ganze egal, was das in mir auslöst und wie ich das gerne formulieren möchte - ich stelle schnell einmal fest, dass irgend ein Songwriter bereits ähnliche Gedanken hatte und diese um einiges gekonnter als ich zu Papier brachte. Man denke nur an "Caledonia" von Dougie MacLean: "I have moved and I kept on moving, proved the points that I needed proving, lost the friends that I needed losing, found others on my way..." - es wäre schön, wenn ich ähnliche Worte finden könnte, doch es tröstet mich auch ein wenig, dass dies andere schon vor mir getan haben. Denn das sagt mir: egal, wie schlimm mir meine Probleme manchmal erschienen sind, ich bin nicht der erste, dem es so ging. Alleine sind wir nie. Und es lohnt sich auch nicht, mit dem Schicksal zu hadern, denn ausser, dass uns dies auslaugt und ermüdet, haben wir gar nichts davon.
Das nächste Jahr wird vieles mit sich bringen. Ich weiss schon jetzt, dass ich Momente haben werde, in denen ich mich frei fühlen werde, in denen ich so glücklich sein werde, dass ich es nicht einmal annähernd beschreiben kann. Und ich werde am Boden zerstört sein, vor den Scherben irgendeines Traumes oder einer Idee stehen und mich fragen, wie es denn weiter gehen soll. Ich werde Tage erleben, an denen die Zeit viel zu schnell verrinnt und welche, an denen die Uhr still zu stehen scheint. Ich werde lachen und weinen, ich werde friedfertig und wütend sein - so, wie es bisher jedes Jahr war. Auch 2010. Und auch, wenn gerade meine letzten Wochen allem anderen als meinen Idealvorstellungen entsprachen kann ich nur sagen: eigentlich geht es mir ja gut. Ich kann nach wie vor meinem Traumberuf nachgehen, habe einen Chef, einen Trainer und Arbeitskollegen, die ich niemals eintauschen würde, habe ein Dach über dem Kopf und genug anzuziehen und satt werde ich auch (meistens - aber ich bin nun mal ein Vielfrass und ich stehe auch dazu). An und für sich führe ich ein Leben, für das ich nur dankbar sein kann - und ich bin mir sicher, dass es vielen anderen ebenso geht, wenn sie einmal ehrlich sind mit sich selbst.
Vielleicht wäre das doch ein Vorsatz für das nächste Jahr: etwas dankbarer durchs Leben zu gehen und sich selbst gegenüber ehrlich zu bleiben - viel mehr braucht es nicht, um dann das Jahr 2011 genau so werden zu lassen, wie oben beschrieben. Mit allem, was dazu gehört.
Zum Schluss und als letztes in diesem Jahr möchte ich hier noch einen Titel mit euch teilen, der für mich sehr vieles ausdrückt. Ich verabschiede mich von euch für das Jahr 2010 und sage dankbar: We had it all, we had the best of times - we had a life that dreams are made of!
Rutscht gut - und bis nächstes Jahr!
Herzlichst,
Fabian