Sonntag, 23. November 2008

Die Sache mit dem Fussball

Schon mehrmals habe ich hier über meine Erlebnisse im Fitnesscenter berichtet. Ja, dieser Tempel der Selbstkasteiung ist eine unerschöpfliche Quelle für obskure Geschichten, die sich gegenseitig immer wieder übertreffen.

Ich erlebe das Fitnessstudio als einen Ort, der morgens dazu dient, schlecht gelaunte ältere Herrschaften zu beschäftigen. Mal im Ernst: wer um acht Uhr Morgens auf den Ergometern schwitzt, wird selten seit drei Uhr früh wach sein. Im Durchschnitt ist es wohl an die zwei Stunden her, seit man das Bett verlassen hat, und es ist wirklich beeindruckend, dass es Menschen gibt die fähig sind, innerhalb so kurzer Zeit von Tiefschlaf zu mörderisch schlechter Laune zu kommen.
Der Warm-Up Bereich ist hier die ideale Plattform für unheimliche Begegnungen der dritten Art
, und möchte man diese vermeiden, bleiben einem nur Scheuklappen und dann die Fernsehmonitore an der Wand.
Beim letzten Training in diesem Schuppen klemmte ich mich also einmal mehr auf diese Tretmühlen namens Ergometer, auf dem Bildschirm flimmerte Eurosport live - Fussball war Programm. China gegen Argentinien.
Mir sagte Fussball noch nie sehr viel, das mss ich hier zugeben - in erster Linie wohl deshalb, weil ich praktisch unfähig bin, mit einem Ball umzugehen. Das ist wahr - aber jedem das Seine. Wie im Sommer die Euro '08 hier in der Schweiz stattfand, kam ich natürlich nicht ganz umhin, das eine oder andere Spiel mit anzusehen, und ich habe mich auch ganz gut amüsiert dabei. Ich könnte zwar niemandem auch nur eine einzige Regel dieses Spiels erklären, ausser vielleicht, dass der Ball jeweils in das Tor gekickt werden soll, wenn möglich in das der anderen Mannschaft - aber ob gut oder schlecht gespielt wird... zumindest nach meinen Kriterien kann ich das beurteilen.
Das Stadion auf dem Bildschirm war leidlich voll, und dann kamen sie, die Spieler... innen. Jawoll, es war die Live-Übertragung eines Fussballmatches zwischen der Argentinischen und der Chinesischen Frauen-Nationalmannschaft. Seit diesem Moment bin ich der Meinung, dass Fussball ein Frauensport ist.
Versteht mich nicht falsch, ich meine das keineswegs so, wie es vielleicht klingt. Lasst mich erklären. Der Schiedsrichter, in diesem Fall die Schiedsrichterin, gab den Anpfiff und dann... flogen die Fetzen. Die Spielerinnen stürzten sich da auf den Rasen, das erinnerte mich an mich - mit einem Teller Spaghetti vor der Nase, nach fünf Stunden Rad mit anschliessendem Koppellauf.
Da wurde gebolzt und getreten, geschrien und gestossen, dass es bald nicht mehr jugendfrei war. Dass es bereits die zweite Halbzeit war, die da lief, merkte ich erst, als es angesagt wurde.
Und schon bald fielen mir einige Dinge auf, die ich bei der diesjährigen EM immer wieder vermisst hatte. Zum einen standen weder die Spielerinnen noch der Ball auch nur für eine Sekunde still - da war Action angesagt! Kickte ein Goalie den Ball wieder ins Feld, flog er ebenso weit wie bei einem Oli Kahn - nur, dass dann Kopfbälle folgten, die alles andere als gesund aussahen. Und wenn jemand mal aus versehen (also wirklich aus versehen) einen Schuh ans Schienbein oder sonstwo hinbekam, ja, selbst wenn zwei der Mädels im vollen Lauf zusammenprallten und über den Rasen flogen - dann standen sie wieder auf und rannten weiter.
Kurz: das war Fussball! Und ich kam nicht umhin mit zu überlegen, wie es wäre, einmal eine Männerelf gegen ein Damenteam spielen zu lassen. Wie würde das aussehen? Bereits dreissig Sekunden nach dem Anpfiff würde der erste Mann über den Rasen rollen und sich das Schienbein halten, weil eine Spielerin der gegnerischen Mannschaft ihn am Arm gestreift hätte. Bereits nach der ersten Hälfte der ersten Halbzeit wären die Männer ausgepowert und würden den Ball, sofern in ihrem Besitz, nur noch zwecks Alibi hin und her kicken. In der zweiten Halbzeit würden die Frauen, unterdessen mit 14 zu 0 in Führung, so richtig aufdrehen, und binnen fünf Minuten wäre die Hälfte der Männer auf der Bahre vom Platz getragen worden. Aus Mitleid würde das Spiel dann abgepfiffen, und die Fussballspezialisten würden sagen, dass die Männermannschaft einen schlechten Tage gehabt und sie sich ausserdem zurückgehalten hätte. Wegen dem Länderspiel am kommenden Sonntag.
...und so weiter und so fort.
Kurz: ich denke, in Zukunft sollten viele Kicker das Geldverdienen ihren Frauen überlassen - auf dem Rasen wäre wesentlich mehr los.

Herzlichst,

Fabian