Montag, 25. Oktober 2010

Herbst und so

Es wird kälter draussen, die Bäume sind bereits fast wieder kahl und was noch an Laub in den Ästen hängt, zeigt sich in verschiedenen Farben. Das Wetter ist meistens nass und eher kalt, viele beginnen bereits mit den ersten Depressionen zu kämpfen, und ich... nun, ich bin krank. Nichts wildes, etwas erkältet, eine kleine Grippe - mein ehemaliger Hausarzt meinte zu solchen Sachen "Mit Doktor dauert es zwei Wochen, ohne 14 Tage".
Ein wenig Chemie schafft da Abhilfe, doch während ich mehr oder minder an mein Bett und Umgebung gebunden bin, kann ich die Zeit nutzen, um mein Jahr Revue passieren zu lassen.
Ich kann auf eine lange, intensive und auch etwas erfolgreiche Saison zurückblicken - zum ersten Mal seit Jahren, wenn ich ehrlich bin.
Im November 2009 begann ich mit dem Training für dieses Jahr. Körperlich etwas angeschlagen und damals gerade auch, wie ich zugeben muss, aus persönlichen Gründen ein emotionales Wrack, konnte es nur besser kommen. Ich hatte endlich einen Lungenarzt gefunden, der sich wieder für mich zu interessieren schien, mein Asthma wurde mehr und mehr zur lästigen Nebensache und ich freute mich tatsächlich auf die langen Trainings im Pool. Zum ersten Mal hatte ich in meiner Saisonplanung neben drei Trainingslagern zwei Langdistanz-Events auf dem Plan und nebenbei noch einige kleine Wettkämpfe - ich wollte ganz einfach einmal etwas neues versuchen.
Im Januar dann der grosse Wendepunkt: nachdem mir im Schnee-Urlaub in Davos meine Medikamente ausgegangen waren, merkte ich sehr schnell, dass ich ohne Cortison und co. wesentlich besser beieinander und ausserdem leistungsfähiger war - ich beschloss einen Selbstversuch und liess die Medikamente fortan ganz weg. Mit Erfolg: zum ersten Mal in meinem Leben konnte ich nach Herzfrequenz-Werten trainieren, die nicht abhängig von der Chemie in meinem Körper auf und ab schwankten.
Kurz vor Saisonstart wurde ich zum ersten und mit Ausnahme von jetzt gerade auch einzigen Mal krank in diesem Jahr - ich fing mir im dritten Trainingslager in Cambrils, SP, eine Lebensmittelverginftung zu, die mich nebst einigen Trainingsstunden auch runde fünf Kilo an Körpergewicht kostete. Trotz diesem kleinen Rückschlag begann Ende Mai für mich die Saison - und zwar gut.
Ich fuhr diverse Rennen, wurde immer schneller und fühlte mich im August, als der Saisonhöhepunkt auf dem Plan stand, wirklich top - leider kam ich an diesem Wettkampf nur einmal gerade bis auf die Radstrecke, nach zwei Kilometern machten beide meiner Reifen schlapp und ich konnte nach Hause gehen.
Im September dann gelang es mir, bei einem meiner liebsten Wettkämpfe, der Mitteldistanz in Locarno, endlich einmal unter den ersten Zehn ins Ziel zu laufen - der grosse Abschluss in Barcelona konnte kommen.
Dort hatte ich nicht gerade die beste Zeit auf der Strecke, doch am Ende konnte ich ein Finish sowie damit gekoppelt meinen ersten Podestplatz an einem Langdistanzrennen vorweisen - kein schlechter Abschluss für das Jahr, auch wenn es nicht ganz nach meinen Vorstellungen gelaufen war.
Grundsätzlich kann ich auf ein langes, erfolg- und lehrreiches Jahr zurückblicken, von dem ich für die Saison 2011 mit Sicherheit viel mitnehmen kann. Ich habe einmal mehr neue Erkenntnisse über die Verträglichkeit von Energieriegeln gewonnen und weiss nun, dass ich in der Lage bin, die 3,8 Kilometer beim Langdistanz-Triathlon unter fünfzig Minuten zu schwimmen - was Lust auf mehr macht und die Frage aufwirft: ist es übermütig, die 47 Minuten anzuvisieren? Ich habe gemerkt, dass ich auch auf dem Rad nicht ganz so schlecht bin wie ich bisher vermutete und bin motiviert, im nächsten Jahr meine Leistung dort abermals zu verbessern.
Die nächste Woche werde ich noch darauf verwenden, ganz gesund zu werden - dann, am ersten November 2010, werde ich mit dem Training für die Saison 2011 beginnen. Ich freue mich darauf, wieder Vollgas zu geben und bin gespannt, was mich erwartet!
Herzlichst,
Fabian

Sonntag, 10. Oktober 2010

Ba'th-loo'na

...und das war's. Auch für mich ist die Triathlonsaison 2010 nun zu Ende. Mit dem Finish an der Challenge Barcelona am 3. Oktober kann ich den symbolischen Ordner dieses Jahres nun schliessen und mich auf eine kurze Trainingspause freuen.
Ja, Barcelona. Im letzten Jahr hatte ich mich nach einem nicht sehr zufriedenstellenden Ironman Switzerland recht kurzfristig entschieden, mich noch an eben dieser Challenge zu versuchen, die damals zum ersten Mal stattfand. Es war ein Rennen, welches ich nur für mich alleine fuhr und von welchem ich, trotz einer abermals nicht wirklich glänzenden Endzeit an der Finishline, regelrecht verzaubert war.
Dieses Jahr war Barcelona für mich das "Backup", falls in Copenhagen etwas nicht klappen sollte - was dann ja auch mit Pauken und Trompeten eintraf. So wurde Barcelona plötzlich zum Saisonabschluss und -höhepunkt in einem...
Das Gefühl, wieder mit dem Auto in Pineda de Mar einzufahren, im gleichen Hotel wie im letzten Jahr einzuchecken, die kleine, aber feine Expo in Calella, die Wechselzone - sehr bald nach meiner Ankunft wurde mir bewusst, dass mir all dies wirklich gefehlt hatte und dass schon alleine diese Wiedersehensfreude die Reise wert war. Ich kann das Gefühl nicht beschreiben und versuche es deshalb auch gar nicht.
Race day: das Schwimmen war okay, trotz einem wesentlich unruhigeren Meer als im letzten Jahr schwamm ich zwei Minuten schneller als 2009 - noch nicht ganz das, was ich gerne möchte in Zukunft, aber - okay.
Auf dem Rad dann der Katzenjammer - schon nach wenigen Kilometern wurde mir dank meinem von PowerBar völlig überreitzten Magen dermassen schlecht, dass ich nur noch darauf wartete, mein Frühstück und den etwa einen Liter Salzwasser von der Schwimmstrecke über mein Cockpit zu verteilen. Jeder, der schon einmal mit einer Magen-Darm-Grippe darnieder gelegen hat, weiss genau, wie es sich anfühlt, wenn einem so schlecht ist, dass man Schwindelanfälle hat (was auf dem Fahrrad bei Gegenwind noch für einen gewissen Adrenalinrausch sorgt). Man ist wie gelähmt und möchte am liebsten liegen bleiben und beten, dass es vorbei ist. In meinem Falle hiess das: weiter in die Pedale treten und darauf warten dass sich mein Magen a) entweder beruhigt oder b) sich entleert, was mir zeitweise höchst willkommen gewesen wäre.
Salztabletten, Wasser und ein wenig Zeit halfen tatsächlich, doch schon kam eine neue Komponente ins Spiel: der Wind. Anders als im letzten Jahr blies der nämlich auf dem Weg zum ersten Wendepunkt schön von vorne, was nicht nur mich langsamer fahren liess, sondern (zum Glück) alle auf der Strecke betraf. Ich musste mich also entscheiden - regelmässig fahren und noch laufen können oder durchwürgen und alles riskieren?
Variante 1 erschien mir vernünftiger, da ich trotz allem gerne noch ein Langdistanz-Finish verzeichnen wollte in diesem Jahr, und so fuhr ich mit einer nicht gerade glanzvollen Zeit in die zweite Wechselzone.
Die erste von vier Laufrunden lief mir dann auch ganz passabel - bis mir erneut so schlecht wurde, dass ich kaum noch sehen konnte. Der Tiefpunkt war erreicht, als ich mir auf dem Weg nach Santa Susanna hinaus in der knallenden Hitze wie ein Mantra vorsagte: noch zehn Schritte. Dann kannst du anhalten. Nochmal zehn Schritte. Und nochmal zehn...
Ich hielt nicht an, und nach einer Weile wurde es abermals besser. Die letzten beiden Runden konnte ich wieder schneller laufen, und als ich bei Kilometer 35 der Laufstrecke auf meine Uhr sah, war ich genau neun Stunden unterwegs. Mein Ziel von einem sub-9 - Finish war somit für dieses Jahr dahin, aber: ich wusste um meine Endzeit von 9:29 im letzten Jahr. Und langsamer als das wollte ich auf keinen Fall sein...
Es gelang mir, die letzten 7,2 Kilometer des Rennens in 27 Minuten zu laufen. Nach 9:27:43 Stunden erreichte ich das Ziel - 53 Minuten vor dem zweiten meiner Agegroup. (Über dieses Resultat werde ich mich ein anderes Mal auslassen - fürs erste war es nicht schlecht, die Saison mit meinem ersten Podestplatz an einer Langdistanz zu beenden.)
In den nächsten Wochen werde ich dieses Rennen wohl noch einige Male Revue passieren lassen - für den Moment bin ich froh, dass ich das Ziel gesehen und meine Saison beendet habe. Ich werde nächstes Jahr ganz sicher wieder in Barcelona am Start sein, egal ob wieder bei den Pro's oder als Agegrouper - das Rennen ist so schön, so gut organisiert und einfach nur toll, dass ich das nicht mehr missen will. Zumindest nicht in den nächsten paar Jahren.
In diesem Sinne - erholt euch gut!
Herzlichst,
Fabian