Sonntag, 8. November 2009

Meine Meinung

Sowie die Tage kürzer und auch kälter werden, scheint es mehr und mehr Leute zu geben, die sich Gedanken machen. Und zwar über alles - solange es nur negativ genug ist, wie mir scheint.
Ich bin grundsätzlich ebenfalls dafür, sich hin und wieder einmal die Zeit zu nehmen, um über diverses nachzudenken, angefangen mit dem eigenen Leben. Das klingt jetzt zwar bereits wieder pathetischer, als mir lieb ist, sollte aber nicht so aufgefasst werden. Hin und wieder macht die Frage, ob man auch das richtige tut, durchaus Sinn.
Wenn es dann allerdings in eine Richtung schlägt, in der man nur noch schwarze Wolken am Himmel sieht, dann kann das auf dauer nicht gut sein.

Weshalb ich auf dieses Thema komme? Gestern Abend fuhr ich sehr spät mit dem Zug von Bern nach Zürich und fand im Zug ein sich "Magazin" schimpfendes Heftchen, dessen Namen ich hier nicht nennen möchte. Nein, es war keine Gratiszeitung, sondern ein Hochglanz-Schrott, der mir da entgegenwedelte. Und irgend jemand, der es leider nicht besser wusste, gab für dieses Zeug doch tatsächlich an die zehn Schweizer Franken aus.

An und für sich scheint mir die Idee hinter dem Heft gar nicht mal so schlecht - ganz offensichtlich geht es den Verfassern der Artikel darum, Wissen zu verbreiten. Davon kann man bekanntlich nie genug haben, nur - wenn einem auf mehr als 100 Seiten in Wort und Bild schmackhaft gemacht wird, wie möglicherweise schon bald die Welt zugrunde gehen könnte, so ist der Lesespass bald mal ein begrenzter.
Irgendwie möchte ich nicht wissen, dass der Yellowstone-Nationalpark jeden Moment in die Luft fliegen und dabei die Menschheit im besten Fall zurück in die Steinzeit katapultieren könnte. Ich bin auch nicht interessiert an Theorien, die 3000 Meter hohe Tsunamis mit Ursprung auf den Kanarischen Inseln voraussagen, natürlich ebenfalls jeden Moment möglich. Und wenn ich etwas über die Verschwörung der Illuminaten wissen möchte, kann ich auch ins Kino gehen - da ist das Ganze wenigstens noch amüsant in Bild und Ton verpackt.
Wenn ich mir allerdings vorstelle, dass es Leute gibt, die Monat für Monat ihr Geld ausgeben, nur um sich auszumalen, wie sie möglicherweise in ein, zwei Jahren zu Grunde gehen könnten, dann dreht sich mir der Magen um. Und wenn ich dann bei den Leserbriefen noch Audrücke wie "brillanter Journalismus" und "Exzellente wissenschaftliche Recherche" finde, dann frage ich mich ernsthaft, wie einige Leute den Tag überstehen, ohne sich von der nächsten Brücke zu stürzen.

Ich rege mich deshalb so über diesen Schund auf, weil er auf nahezu schon traurige Art und Weise meine Theorie des Elendsgeilen Zeitgenossen im Deutschsprachigen Raum untermauert. Wenn einem schon der eigene Job sowie der triste Alltag zuwider ist - weshalb macht man sich dann noch zusätzlich Gedanken über eine möglicherweise jede Sekunde eintretende Apokalypse?
Brauchen wir das wirklich?

Ich denke mal, wenn ich die Antwort hierauf wüsste, wären viele Probleme gelöst. Vielleicht wäre einigen aber schon gedient, wenn sie ihr Geld das nächste Mal ganz einfach in das Micky Maus Magazin investieren würden. Was dort recherchiert und an die vermeintlich junge Leserschaft weitergegeben wird, kann man immer wissentschaftlich belegen, die Texte sind mindestens genauso "anspruchsvoll" wie in diesen Weltuntergangsgeplänkeln - und Donald Duck hat es bisher noch immer geschafft, meine Laune zu verbessern.
Nun ja.

Herzlichst,

Fabian

Keine Kommentare: