Montag, 2. November 2009

Mein Herbst

Es ist Montag, und wie in einem Garfield-Strip ist das Wetter alles andere als Nett. Ich habe mich in letzter Zeit öfters mal gefragt, weshalb der Montag denn so ein schlimmer Wochentag ist. Klar - eine neue Woche beginnt, nach dem Wochenende kommt wieder die Arbeit auf einen zu, nach den Ferien beginnt die Schule wieder an einem Montag... und so weiter.

Trotzdem bin ich der Ansicht, dass dies nicht unbedingt so sein müsste. Es gibt viele Menschen, die ihren Job nicht mögen oder sonst mit ihrem Leben unzufrieden sind und es liegt mir fern, jemandem mit wirklichen Problemen zu sagen, er solle positiv denken. Ich bin kein Psychiater und meine Pubertät liegt viel zu kurz zurück als dass ich vergessen hätte, wie ich selbst in solchen Situationen reagierte.
Auch habe ich schon länger die Idee aufgegeben, dass es an mir wäre, die Welt zu verbessern - unter dem Strich sind viele Menschen nämlich gar nicht so unglücklich. Nur "leiden" sie an einer Charaktereigenschaft, über die auch ich verfüge und die mich nicht selten selbst aufregt: das Jammern. Ein chronisches Beschweren über alles und jenes. Und vor allem: ein unnötiges Beschweren.

Der Grund dafür dürfte ganz einfach zu finden sein: es geht uns zu gut. Offenbar scheint der urbane Homo Sapiens nicht dafür geschaffen, fröhlich durchs Leben zu gehen - es muss immer etwas geben, worüber man sich beschweren kann. Dabei jammern wir hierzulande auf einem Niveau, über das uns jeder Sozialarbeiter beneidet.

Kennt ihr diese überaus eklige Situation, in der Ihr jemanden fragt: "wie geht es euch?", und Ihr bekommt gleich die ganze Litanei über Familienkrisen und so weiter serviert, wenn ihr eigentlich nur hören wolltet: "danke, gut, und dir?" Denn in 9 von 10 Fällen wäre das auch für einen selbst die richtige Antwort. Auch mir geht es persönlich hin und wieder mal so richtig dreckig, doch wenn ich dann kurz in mich gehe und überlege, ob das wirklich relevant ist für die Menschen, mit denen ich mich gerade unterhalte, so lautet die Antwort eigentlich immer: nein.
Ich habe ein Dach über dem Kopf, genug zu essen (relativ - aber ich bin kein Massstab), eine funktionierende Heizung, vier Fahrräder und das Privileg, selbst am Montag gut gelaunt aufzustehen, weil ich mich auf das, was auf mich zukommt, freuen kann. Also eigentlich wirklich kein Grund zur Beschwerde.

Weshalb ich das hier schreibe? Nun, heute ist Montag, und für mich mehr oder minder der Beginn eines neuen Jahres.
Irgendwo im Archiv dieses Blogs habe ich mich einmal darüber ausgelassen, wie dämlich ich Neujahrsvorsätze finde - wenn man etwas ändern möchte, sollte man damit nicht bis zum nächsten Kalendersprung warten.
Heute beginne ich wieder mit dem Training für das nächste Jahr, und ich möchte das gerne mit dem Vorsatz verbinden, mich zukünftig nicht mehr so oft zu beschweren, denn: ich freue mich auf das, was kommt. Und vor allem: ich habe mich, wie die meisten Menschen, für meinen Job entschieden, und wenn es mal weh tut - naja, wenn ich ehrlich bin, mag ich das ja.

In diesem Sinne also: gutes Training. Und einen schönen Montag wünsche ich allen.

Herzlichst,

Fabian