Sonntag, 19. Juni 2011

Swiss up!

Dieses Jahr habe ich mir reichlich Zeit gelassen damit, die Triathlonsaison in der Schweiz zu starten. Von Mitte Mai bis Anfang Juni fuhr ich zwar bereits vier Rennen, doch die fanden quer über ganz Europa verteilt statt - zweimal war ich mit dem TSV Calw in der Deutschen Liga unterwegs. Das waren beide Male kurze, heftige Sprintrennen mit einem hohen Spass- und einem noch viel höheren Trainingsfaktor - als Diesel aus Überzeugung (oder besser - Langdistanz-Athlet) sind diese hohen Tempi nicht wirklich ein Gebiet, auf dem ich mich als Spezialisten bezeichnen würde.

Das dritte Rennen fand dann in Barcelona statt - dort startete ich über die halbe Ironman-Distanz, was mir sehr gut gefiel. Das vierte Rennen dann war in Österreich im schönen Kirchbichl - Olympische Distanz, knochenbrechende Strecke und ein hohes Niveau am Start. Und ich mitten drin, zum vierten Mal innerhalb von drei Wochen. Ganz ehrlich - das war richtig cool!

Heute hiess es dann also: Swiss up! - Die Saison sollte endlich auch in der Schweiz beginnen. Die Woche vor dem Zytturm Triathlon Zug war für mich sehr experimenteller Natur. Da in diesem Jahr bisher wirklich alles, jedes Training und jedes Rennen, nur dem einen grossen Zweck dienten, mich für die Challenge Copenhagen am 14. August in Form zu bringen, nahm ich diese Gelegenheit wahr, ein für mich neues Produkt zu testen: eine Aufbau-Kur, deren Ziel es war, meine Glykogenspeicher bis oben hin zu füllen und mir diese Energie dann auch zur Verfügung zu stellen.

Was für einige Athleten das Non-Plus-Ultra ist, schlug mir allerdings mehr als nur ein wenig auf den Magen. Die Dosis, die ich mir jeden Morgen hinter die Binde kippte, lag mir jeweils etwa drei Stunden dermassen schwer auf, dass ich mich hundselend fühlte und mich kaum bewegen mochte. Ich fühlte mich wie eine gestopfte Gans, hatte wenig Energie und mein Stoffwechsel schoss koppheister. Aber ich sagte mir, dass ich das lieber hier in Zug an einem eher kleinen Rennen auf die Probe stellen würde als zu riskieren, dass ich in Dänemark am Morgen vor dem Start dann merke, dass es mir persönlich nichts bringt...

Heute Morgen noch fühlte ich mich alles andere als spritzig, aber das sollte nichts heissen. Die Wetterbedingungen waren... speziell. Hohe Wellen und Strömung im See beim Schwimmen - darauf freute ich mich. Etwa 14 Grad aussentemperatur und Wind auf der Radstrecke... ich war schon euphorischer aufgesessen.
Das Schwimmen verlief denn auch wie gedacht - es war eine einzige Keilerei mit dem Wasser, ich kam als zweiter in die Wechselzone und begab mich aufs Rad. Dort merkte ich schon sehr schnell, dass mir in der Fläche einfach der Druck fehlte. Es war kalt, meine Beine wie Holz - und mein Magen war wohl der Ansicht, dass er lieber zuhause geblieben war. Ich mag mich nicht erinnern, wann ich mich das letzte Mal nach so wenig Frühstück am Morgen so vollgestopft gefühlt habe - noch dazu mehrere Stunden nach dem Essen und eine Schwimmstrecke später.
So wunderte ich mich dann auch nicht, als ich recht bald von einer Gruppe eingeholt wurde - mit der konnte ich dann allerdings mitfahren, was mich für eine Weile meinen rebellierenden Magen vergessen liess.
Ist es in Zug schon nicht sonderlich angenehm, bei herrlichem Sonnenschein und angenehmen Sommertemperaturen aus der vollen Fahrt heraus barfuss auf das Kopfsteinpflaster vor der Wechselzone zu springen, so wird dies mit zwei zu Eisblöcken gefrorenen Füssen erst recht spassig - an meinem Wechselplatz angekommen fühlte ich bereits nicht mehr. Schnell in meine treu ergebenen ON-Schuhe gehüpft (und mit "treu ergeben" meine ich an der Stelle: unterdessen wirklich, wirklich ausgelatscht) und ab gings. Nach nur kurzer Zeit merkte ich, dass mir auch hier das Tempo fehlte - der Druck war einfach nicht da, und mir wurde bereits wieder übel. Als dann erst Beat Widmer und später Urs Müller, meine schärfsten Konkurrenten im letzten Jahr, von hinten kamen, beschloss ich, mir einfach mal nach allen Regeln der Kunst die Kante zu geben - nichts mit schonen, einfach "hammer down" und an die Hacken von Urs geheftet. Gemeinsam holten wir sogar Beat wieder ein, der mir schon einiges voraus war - doch nach gut sieben Kilometern fühlte ich mich plötzlich, als wäre mir eine Sicherung durchgebrannt. 2010 konnte ich Urs noch abhängen auf der Laufstrecke - heute war er an der Reihe. Und dann kam auch Beat wieder vorbei - ich hatte keine Chance mehr, an ihm dran zu bleiben.

Unter dem Strich kann ich sagen, dass ich mit einem sechsten Platz in der Hauptklasse zwar nicht wirklich zufrieden bin, mich aber doch damit zufrieden gebe (gewinnen ist schon schöner, aber das geht halt nun mal nicht immer). Vor allem habe ich in diesem Rennen seit langem mal wieder meine Grenzen nicht nur erreicht, sondern auch klar überschritten - was für ein sensationelles Gefühl das ist, war mir gar nicht mehr bewusst!
So kann ich Urs und Beat nur zu ihrer sensationellen Leistung gratulieren - ohne Neid und dankbar für die Lektion, die mir heute mit dem Nürnberger Trichter verpasst wurde. So muss er sein, dieser Sport den wir lieben und so oft als möglich ausüben!

Nun freue ich mich auf das weitere Training und das kommende Wochenende - dort heisst es wieder Deutsche Liga mit dem TSV Calw. Ich freue mich darauf!
Euch alles Gute im Training - und bis die Tage! (Ich sage bewusst nicht mehr "bis bald" - das klappte bisher noch nie sehr gut).
Herzlichst,
Fabian

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