Mittwoch, 19. März 2008

Was wir können

Es gibt da dieses schöne Video auf YouTube zu sehen, welches den Ironman Hawaii auf gewohnt pathetisch-glorifizierende Art und Weise darstellt. Wirklich sehenswert, wie der Normann Stadler da mit gebleckten Beisserchen in Zeitlupe durch die Lavafelder fetzt, begleitet von Hawaiianischem Schamanengesang. Und wirklich beeindruckend, wie der Sprecher aus dem Off mit tiefer Stimme brummt, dass alle Athleten auf Hawaii ein gemeinsames Mantra haben: "Ich Kann!" Ja, wenn's denn so einfach wäre.
Was Triathleten wirklich können, das ist vor allem eines: ein grosses Maul haben. Geben einige auch gerne zu, man soll sich ja nicht permanent zu ernst nehmen. Bezeichnend ist nur, dass unsereins dann schnell einmal an den einfachen, alltäglichen Dingen kläglich scheitert. Wie ich heute eindrücklich bewiesen habe...

Das Thermometer zeigte nette drei Grad Celsius, ein, zwei Schneeflocken gaben sich die Ehre und in meinem Trainingsplan stand: Drei Stunden Fahrrad. Nun denn, ich "kann" ja - also Nudeln gekocht und eingeworfen, warm eingepackt und die Trinkflasche aus Mangel an "echtem" Sportgetränk mit Eistee von Aldi aufgefüllt. Einen Griff in die Kiste mit den Energieriegeln, und ab dafür. Es war kalt und windig, aber wie schon gesagt - wir Triathleten "können". Übersetzt heisst das, wir heulen nur unter der Decke wenn's keiner sieht.
Nach zwei Stunden meldete sich denn auch mein Magen zu Wort, und in geübter Manier angelte ich mir meinen Oatsnack-Bar aus der Tasche. "Latte Macchiato" Stand auf der Verpackung. Naja. Wenn man die Augen schliesst und seine Fantasie auf Hochtouen laufen lässt, dann vielleicht. Ansonsten schmeckt's wie zu wenig gezuckertes Porridge mit Pulverkaffee. Aber nicht heute. Um es kurz zu machen: Das Teil erinnerte stark an gegorene, verschimmelte Haferflocken in ranziger Yak-Butter. Schluck's oder Spuck's, und wieder einmal zeigte sich, dass wir Triathleten mit unserem "harten Kopf" (auch: Sturschädel) ständig an der Grenze der Dummheit kratzen - ich schluckte. Und spülte es mit ordentlich Eistee (unterdessen mehr Eis als Tee) hinunter. Keine fünf Minuten später wurde mir reichlich blümerant zumute, und als die Farben der Wiesen und Bäume am Strassenrand langsam immer greller wurden, roch ich endlich Lunte. Und siehe da: dieser Riegel war bereits drei Monate übers Verfallsdatum. Es lohnt sich also wirklich, darauf zu achten, auch wenn die Dinger genug Konservierungsmittel beinhalten um eine tote Katze vor der Verwesung zu bewahren.

Kurz: ich schaffte es, den Riegel nicht wieder auszuspucken und kam nach Hause - nur, um festzustellen, dass ich in dem Täschlein, in dem ich mein Handy transportiere, noch einen frischen PowerBar-Riegel hatte...

Ja, wir sind die Helden der Strasse. Wir können!

Und bevor ihr das nächste Mal bei arktischen Temperaturen trainieren geht: werft einen Blick auf das Verfallsdatum eurer Verpflegung. Sonst schaut ihr bei aller "Härte" reichlich schal aus der Wäsche bei der Heimkehr...

Ich wünsche euch ein gutes Training! Mit leicht verdaulichen Grüssen,

Fabian

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