Donnerstag, 4. Dezember 2008

Advent, Advent

Es gibt Leute, die im Stande sind, sich über das Verstreichen der Zeit sehr poetisch zu äussern. Ich gehöre definitiv nicht dazu. Wahrscheinlich haben wir alle unsere Phasen, in denen wir nach Worten suchen um Dinge zu beschreiben, die uns eigentlich gegen den Strich gehen. Versuchen wir das mit Poesie, heisst es unter dem Strich nichts anderes, als dass wir uns selbst etwas schön zu reden versuchen. Also mache ich es kurz und direkt: die Zeit vergeht im Moment verd***t schnell!
Es ist keine fünf Wochen her, seit ich das Training wieder aufgenommen habe, und schon stecken wir mitten im Dezember.
Ja, dieser zwölfte Monat. Für uns Triathleten ist er immer eine sehr spezielle Zeit des Jahres - entweder haben wir gerade erst mit dem Training begonnen, oder wir haben es fest vor. Und dann passiert's - man wird krank. Für mich heisst das derzeit: Zwangspause wegen einer leichten Bronchitis. Gut, das ist nun wirklich keine Tragödie - nach vier Wochen mehr oder weniger reibungslosen Trainings schadet eine Woche Ruhe nicht. Eher im Gegenteil.

Wer aber uns Triathleten kennt, der weiss: wenn schon keine Poesie, so zumindest sehr viel Pathos! Wir stürzen uns mit Hurra mit hunderten von anderen Sportlern zu Unzeiten ins Wasser, radeln auf nassen oder vor Hitze flimmernden Strassen mit quasi nichts bekleidet mit Tempi herum, bei denen manches Moped die Kolben verlieren würde - und haben danach noch immer nicht die Hucke voll, dann muss noch gerannt werden.
Aber kaum zeigt sich ein erster Anflug von Schnupfen, schieben wir blanke Panik! Ich war da im letzten Jahr keine Ausnahme - mal sehen, ob ich es heuer schaffe, das Ganze ein wenig realistischer zu sehen.
Ja, es könnte sein, dass der Typ von Bahn zwei im Schwimmbad nun ein paar Kilometer mehr herunterspult als ich. Oder dass der Vereinskollege drei Stunden mehr auf der Rolle zu verzeichnen hat. Oder einen Longjog mehr. Und anstatt dass wir uns sagen, gut, ich erhole mich jetzt mal richtig und zeige es denen, wenn ich weider fit bin, reagieren wir so: Mist, die ganze Planung ruiniert, ich bin schon zwei Tage im Verzug, wie soll das bloss klappen...
Gut, ich spreche jetzt für den Männlichen Teil unserer Zunft. Wie das bei den werten Damen aussieht, weiss ich nicht - ich weiss jedoch, wie wir Eisenmänner wirken, wenn wir das Jammern bekommen. Klar, wir wissen: wir können! Aber doch... wenn jetzt der andere drei Kilometer mehr... und dann der dort, seine Waden wirken schon ziemlich trainiert... und dann... aber...

Habt ihr euch mal gefragt, wieso wir uns so unverstanden fühlen? Überlegt euch folgendes: Wir geben freiwillig Unsummen aus, um uns quälen zu dürfen, und wenn ein Wettkampf so richtig hart war, finden wir hernach: Geil, heut hab ich beim Laufen zweimal gekotzt!
Dann aber verstopft sich unsere Nase, und wir erinnern plötzlich an eine verängstigte Schildkröte, der der Panzer locker sitzt. Kommt hinzu, dass wir täglich im Schnitt zwei Stunden auf YouTube verbringen und mit Tränen in den Augen zusehen, wie Torbjörn Sindballe durch den Mumuku stampft, die glühende Sonne über den Lavafeldern... Merkt ihr was?
Wenn es also aus eurem Umfeld heisst: reiss' dich zusammen, ein Tag lang Selbstmitleid reicht! - dann nehmt das niemandem Krumm. Es ist schwer, das weiss ich, aber: da sind wir selber Schuld. Nehmt euch die Auszeit, die ihr braucht, verbringt sie möglichst Kreativ, aber: verlorenen Trainingsstunden nachzujammern, das ist nicht. Ich für mein Teil habe mir fest vorgenommen, das dieses Jahr zu unterlassen. Stattdessen proste ich allen mit einer heissen Tasse Neocitran zu und wünsche euch einen guten Start in den Advent!

Herzlichst,

Fabian

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