Freitag, 18. Juni 2010

Back on Track

Der Saisonstart 2010 in Kirchbichl war ein Bilderbuch-Event: fantastisches Wetter, tolle Leute, eine harte Strecke. Kurz: besser geht's kaum. Trotzdem merkte ich schon in den zwei Tagen danach, dass ich alles andere als zufrieden mit mir war. Klar, ein Podestplatz in der Agegroup ist nicht zu verachten, nur - wenn man eigentlich weiss, dass man es besser kann, dann ist der dritte Rang eben auch nicht mehr so glorios. Also hätte ich mich ja eigentlich auf das Rennen in Zug freuen sollen, welches am vergangenen Sonntag, dem 13. Juni über die Bühne ging. Tat ich aber nicht - ich ging mit einer Stimmung an den Start, mit der man Fleisch hätte konservieren können. Zu präsent waren mir noch die letzten, nicht gerade angenehmen Erinnerungen an den Event, und ganz zuoberst schwamm da dieser Gedanke an den Zytturm Triathlon von 2008: Kälte und Nässe waren die Begleiter des Tages und ich lieferte nicht mal ansatzweise eine gute Leistung ab. Und dieses Jahr: kalt, nass, grau... meine Motivation war alles andere als vorbildlich.
Der Zugersee präsentierte sich mit netten 18 Grad (wie man uns sagte), und mir klapperten die Zähne, bevor ich überhaupt ganz im Wasser war. Ich kam mir schon langsam selbst dumm vor - ich wollte einfach nicht. Erst kurz vor dem Startschuss konnte ich mir eingestehen, dass ich schlicht und einfach Angst davor hatte, erneut nicht das bringen zu können, was ich wollte - doch da war nur noch Zeit für ein kleines Gebet in höhere Gefilde, dann krachte es - und wir waren unterwegs.
Noch nie zuvor hatte ich bei einem Triathlon einen Asthma-Anfall erlitten - so konnte ich nach ca. 200m eine kleine Premiere feiern. Ich hatte das Gefühl, dieses Mal wirklich zu ersticken, wusste jedoch gleichzeitig, dass hinter mir andere Athleten schwammen, denen das mehr als egal war, und auf einen Tauchgang hatte ich keine Lust. Also hiess es, irgendwie mit diesem Problem fertig zu werden - was mir entgegen aller schulmedizinischen Wahrscheinlichkeiten auch gelang. Ich fing an, ruhig und technisch konzentriert zu ziehen, gleichzeitig so tief zu atmen als möglich - und merkte auf einmal, dass ich die zwei bis dahin führenden Athleten nicht nur ein-, sondern auch überholen konnte. Und so fand ich mich an der Spitze wieder und merkte einmal mehr: ja, dort fühlt es sich gut an!
Es gelang mir, als erster aus dem Wasser zu kommen - ohne grossen Vorsprung, dafür aber zum ersten Mal an diesem Tag wieder auf Kurs: jetzt wollte ich es wissen! Aus der Wechselzone hinaus, über die Pflastersteine, auf die Strasse - wir fanden uns sehr schnell zu dritt an der Spitze ein, der spätere Gesamtsieger Beat Widmer, Urs Müller aus meiner Agegroup und ich. So jagten wir dem Motorrad hinterher. Das hatte ich noch nie geschafft - selbst in meinen besten Rennen war es mir bisher nicht gelungen, vorne dran zu bleiben. Diesmal liess ich mich aber weder abschütteln noch sonst etwas - die letzten fünf Kilometer vor dem zweiten Wechsel konnte ich mich an die Spitze setzen. Und sogar zum zweiten Mal an diesem Tag als erster in die Wechselzone laufen - was für ein Gefühl!
Gleich zu Beginn der Laufstrecke überholten mich jedoch meine zwei "Gefährten" von der Radstrecke - Beat Widmer voraus, in einem Tempo, dem an diesem Tag wirklich kein Kraut gewachsen war. Urs Müller etwas langsamer...
Nach etwa 500 Metern ertappte ich mich dabei, wie ich bereits dem Sieg in der Agegroup hinterhertrauerte - wie schön wäre das doch gewesen. Und da wurde ich wütend - auf mich selbst, in erster Linie. Ich hatte doch noch fast 10 Kilometer vor mir - DIE Chance also, das Rennen im Laufen für mich zu entscheiden. Und so holte ich auf. Zwei Kilometer liefen wir Seite an Seite, drei weitere hatte ich die Führung inne - bis ich merkte, dass mein Gegner ganz offensichtlich am Limit lief. Es mag zwar etwas gemein sein, doch in dem Augenblick, in dem ich ihn zum ersten Mal vor Anstrengung stöhnen hörte, wusste ich - ich kann gewinnen. Und zog davon.
Nach einigen bitteren Pleiten auf dieser Strecke gelang es mir in diesem Jahr, meine Agegroup zu gewinnen und in der Gesamtwertung den zweiten Platz zu erkämpfen (man muss sich ja noch steigern können) - was für ein Tag! Wenn ich daran denke, wie er anfing... Aber es hat wohl alles seinen Grund. Ich bin dankbar, dass es so kam, wie es eben kam!
Ich möchte mich an dieser Stelle ganz herzlich bei allen bedanken, die mich unterstützt haben - die Equipe von Tempo-Sport an vorderster Stelle, euer Anfeuern war der Hit!
Mein ganz besonderer Dank geht an Barbara Krähenbühl, die mir dieses tolle Foto von mir in der Wechselzone geschickt hat. Was für eine schöne Erinnerung!
Tja, und nun - geht es weiter. Mit Volldampf - in Murten, am Sonntag.
Herzlichst,
Fabian

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